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MADEIRA 2023

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12. Oktober 2023. Mit dem nasskalten Herbstwetter können wir uns noch nicht anfreunden, und der Wunsch nach ein paar zusätzlichen Tagen Sonne wird immer stärker. Also fassen wir den Entschluss, noch eine Woche Wärme zu tanken. Unsere Wahl fällt auf Madeira – eine autonome Region Portugals, gelegen vor der Nordwestküste Afrikas, bekannt für ihr mildes Klima, ihre üppige Vegetation und die spektakulären Küstenlandschaften. Um diese Jahreszeit liegen die durchschnittlichen Tagestemperaturen bei angenehmen

22 °C, ideal für einen spätsommerlichen Kurzurlaub.

Von Wien aus bringt uns Austrian Airlines mit einem Direktflug in knapp viereinhalb Stunden zum Cristiano-Ronaldo-Flughafen, benannt nach dem Weltfußballer, der auf der Insel geboren wurde. Die Landebahn, im Jahr 2000 verlängert, ruht heute beeindruckend auf Stelzen über einer Bucht – ein technisches Meisterwerk, das dennoch häufig als besonders anspruchsvoll gilt. Die Lage an einer steilen Küste, kombiniert mit starken Winden und gelegentlichen Scherwinden, macht Anflüge zu einer Herausforderung; Piloten, die hier landen wollen, müssen eine spezielle Schulung absolvieren.

Bei uns jedoch verläuft alles reibungslos: Der Anflug ist ruhig, der Landevorgang souverän, und wir setzen sogar etwas früher als geplant sicher auf der Atlantikinsel auf – bereit für eine Woche voller Sonne und neuer Eindrücke.

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©Googlemaps

Wir haben unser Quartier auf der Südseite der Insel gewählt, in Arco da Calheta, einem kleinen, sonnenverwöhnten Ort, der für sein mildes Mikroklima und seine weiten Blicke über den Atlantik bekannt ist. Vom Flughafen sind es zwar nur rund 50 Kilometer bis hierher, doch das Verkehrsaufkommen auf Madeira ist sehr hoch, sodass wir für die Fahrt fast eine Stunde benötigen.

Der Komplex, in dem sich unser gemietetes Reihenhaus befindet, besteht aus vier modernen Häusern, die über eine eigene Zufahrt erreichbar sind. Schon bei der Ankunft fällt der wundervolle Blick aufs Meer auf – ein Panorama, das sich je nach Tageszeit in immer neuen Farben zeigt.

Zu unserer Überraschung sind die anderen Häuser derzeit unbewohnt. So haben wir das gesamte Areal für uns allein und können die Ruhe und Privatsphäre die ganze Woche über ungestört genießen.

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Den Rest des Tages verbringen wir damit uns einzurichten, im nahen Supermarkt die wichtigsten Dinge für den ersten Tag zu erstehen und bei einem Glas Wein die lauen Temperaturen am Abend zu genießen.

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13. Oktober: Madeira wird nicht ohne Grund als „Wanderinsel“ bezeichnet. Die abwechslungsreiche Landschaft – geprägt von schroffen Bergen, tief eingeschnittenen Tälern, verborgenen Wasserfällen und mystischen Lorbeerwäldern – lädt dazu ein, jeden Tag neue Wege zu entdecken. Genau das wollen wir in dieser Woche auch ausgiebig nutzen.

Allerdings müssen wir unsere zuvor ausgewählten Routen anpassen. Seit rund einer Woche wüten großflächige Brände auf der Insel, und besonders der Westen ist stark betroffen. Dichte Rauchschwaden hängen teilweise noch in der Luft, und aus Sicherheitsgründen wurden mehrere Straßen sowie einige Wanderwege gesperrt. So planen wir unsere Touren nun täglich neu, immer in der Hoffnung, dass sich die Lage entspannt und wir dennoch die eindrucksvolle Natur Madeiras in ihrer ganzen Vielfalt erleben können.

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Wir beginnen mit einer leichten Tour. Entlang der Levada Nova und Levada do Moinho. Levadas sind künstliche Wasserkanäle, die über ein fast 2.000 km langes Netz die Insel durchziehen. Sie wurden ursprünglich gebaut, um Wasser von den regenreichen Bergregionen zu den trockeneren landwirtschaftlichen Gebieten zu leiten. Heute sind die Wartungswege entlang der Levadas beliebte und beeindruckende Wanderwege, die Besuchern atemberaubende Landschaften und besondere Erlebnisse inmitten der Natur bieten. Die Tour hat knapp neun Kilometer und ist in drei Stunden leicht zu schaffen, dabei bleibt genügend Zeit immer wieder innezuhalten und die Landschaft zu betrachten.

Die Tour ist traumhaft und technisch nicht anspruchsvoll, dennoch sollte man schwindelfrei und trittsicher sein. Zwischendurch gilt es, einige Tunnel zu durchqueren, doch wir sind gut vorbereitet und haben unsere Taschenlampen dabei.

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Nach einer erholsamen Ruhepause am Nachmittag zieht es uns am Abend wieder hinaus – diesmal ans Meer. Nur zehn Autominuten entfernt liegt Calheta Beach, ein geschützter Küstenabschnitt mit einem rund 100 Meter langen, künstlich angelegten Sandstrand. Als er 2004 eröffnet wurde, war er der erste künstliche Strand Madeiras; der feine, goldgelbe Sand wurde eigens aus Marokko hergebracht und verleiht dem Ort bis heute ein fast mediterranes Flair.

Gleich daneben befindet sich ein kleiner Jachthafen, an dem sich mehrere gemütliche Lokale aneinanderreihen. Die Atmosphäre ist entspannt: Boote schaukeln sanft im Wasser, Möwen ziehen lautlos ihre Kreise, und aus den Restaurants dringt der Duft frisch zubereiteter Fischgerichte.

Der Rundgang entlang des Strandes ist rasch erledigt, und bald meldet sich der Hunger deutlich. Wir entscheiden uns für das Restaurant Marina Azul, das mit seiner einladenden Terrasse direkt am Hafen liegt. Neben hervorragend zubereiteten „Camaróns tigre preto“ – saftigen, schwarzen Tigergarnelen – probieren wir auch eine der traditionellen Spezialitäten der Insel: Espada com Banana, den berühmten schwarzen Degenfisch mit Banane. Die Delikatesse wird klassisch paniert und goldbraun frittiert serviert – eine überraschende, aber harmonische Kombination aus mildem Fisch und süßer Frucht. 

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Man hat hier auch immer nette und vor allem hungrige Gesellschaft..

Zurück auf der Terrasse gibt es dann noch ein letztes Glas Wein, bei wundervollen 20 Grad um Mitternacht, das passt.

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14. Oktober: Natürlich möchten wir auch jene bekannten Routen erkunden, die bei Touristen besonders beliebt sind. Um jedoch den großen Besucherströmen zu entgehen, heißt es: früh aufstehen und noch früher losfahren. Es ist noch tiefste Dunkelheit, als wir uns auf den Weg in den Osten der Insel machen. Der westliche Teil bleibt aufgrund der anhaltenden Brandgefahr weiterhin tabu – dort sind ausgedehnte Wanderungen derzeit nicht zu verantworten.

Unser Ziel ist die Halbinsel São Lourenço, das beeindruckende, naturgeschützte Ostkap Madeiras. Die Landschaft dort wirkt fast surreal: eine karge, zerklüftete Vulkanformation, geformt von Wind, Wasser und Zeit. Farben in Rot, Schwarz und Ocker wechseln einander ab, und die steilen Klippen fallen dramatisch in den Atlantik ab. Der PR-8, einer der beliebtesten Wanderwege der Insel, führt mitten durch dieses beeindruckende Naturpanorama.

Als wir ankommen, ist die Sonne noch immer nicht aufgegangen. Der Horizont zeigt lediglich ein erstes zartes Grau, und die frische Morgenluft ist erfüllt vom Rauschen der Wellen, die gegen die Felsen schlagen. Trotz der frühen Stunde ist der Parkplatz bereits gut gefüllt – ein Zeichen dafür, wie begehrt diese eindrucksvolle Route ist.

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Der PR 8 – Vereda da Ponta de São Lourenço führt über die windgepeitschte Ostspitze Madeiras und bietet eine der eindrucksvollsten Küstenlandschaften der Insel. Der schmale Pfad schlängelt sich durch eine karge, farbenreiche Felsenwelt, begleitet vom ständigen Rauschen des Atlantiks. Immer wieder öffnen sich weite Ausblicke auf zerklüftete Klippen, tiefblaue Buchten und die vorgelagerten Inselchen. Am Ende wartet die kleine Casa do Sardinha – ein ruhiger Kontrast zur wilden, rauen Schönheit dieses markanten Küstenwegs. Hin und Retour sind es etwas über sechs Kilometer und nur etwas über 200 Höhenmeter, trotzdem sollte man für die Tour gute drei Stunden einplanen, denn es gibt immer wieder etwas wofür es sich lohnt stehenzubleiben und sich an den Ausblicken zu erfreuen.

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Millionen von Füßen haben, über die Jahre, die Stufen in den Anstieg zum Aussichtspunkt getreten

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Auf dem Rückweg kommt uns im letzten Abschnitt ein stetiger Strom von Wanderern entgegen und lässt erahnen, wie viele Menschen diesen Weg täglich nutzen. Der Zugang zum Weg wird inzwischen kontrolliert: Es dürfen jeweils nur so viele Ausflügler hinein, wie zuvor hinausgegangen sind. So warten dort über hundert Menschen auf ihren Einlass. Noch verrückter finden wir allerdings die Parksituation. Mittlerweile stehen die Autos links und rechts der Straße über drei Kilometer weit – das heißt, der Weg vom Auto bis zum Eingang (und wieder zurück) ist genauso lang wie der eigentliche Wanderweg.

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Für den Nachmittag entwickelt sich eine Routine: Zurück im Haus gibt es ein ausgiebiges spätes Frühstück, gefolgt von einer entspannten Ruhephase am Pool. Erst gegen Abend, wenn sich die Sonne neigt, bewegen wir uns wieder in Richtung Meer. Wir wollen keine großen Strecken mit dem Auto zurücklegen, fahren erneut zum Calheta Beach und probieren für das Abendessen ein anderes Lokal aus – die Leme Marisqueira.

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15. Oktober: Auch heute brechen wir noch vor dem Morgengrauen auf, um eine der beliebten Routen in Angriff zu nehmen. Unser Ziel ist Queimadas, ein Park, der zur einzigartigen Laurisilva-Waldlandschaft gehört – einem uralten, immergrünen Lorbeerwald, der auf Madeira in erstaunlicher Vielfalt und Dichte erhalten geblieben ist. Dieses eindrucksvolle Naturerbe wurde 1999 von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt und gilt bis heute als eines der wertvollsten Ökosysteme Europas.

Schon auf dem Weg dorthin spüren wir, wie die Welt langsam erwacht: Die ersten Vogelstimmen mischen sich mit dem Rascheln der Blätter, während die Dunkelheit allmählich einem kühlen Morgenlicht weicht. Sobald wir den Park betreten, umfängt uns eine fast mystische Atmosphäre. Der Wald ist dicht und sattgrün, die Luft feucht und klar. Moos bedeckt Steine und Baumstämme wie ein weicher Teppich, und die Wege scheinen sich still und geheimnisvoll durch das Dickicht zu winden. Ein Hauch von Märchenhaftigkeit liegt über allem – als könnte hinter jeder Kurve ein verborgenes Geheimnis warten.

Von hier aus startet der beliebte Wanderweg PR 9 – die Levada do Caldeirão Verde –, eine der bekanntesten und meistbegangenen Routen Madeiras. Wir jedoch haben uns für eine alternative Variante entschieden, die weniger frequentiert ist und uns tiefer in die Stille dieses uralten Waldes führen wird.

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Nachmittag und Abend gibt es wieder das gleiche Programm, zuerst etwas Sonne tanken und dann, zum Sonnenuntergang, nach Calheta Beach ins Restaurant Onda Azul im Hotel Savoy auf ein phantastisches Fischmenü.

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16. Oktober: Heute lassen wir es etwas ruhiger angehen und starten nicht bereits in der Dunkelheit. Auf dem Programm steht die Hauptstadt der Insel: Funchal, das sich wie ein natürliches Amphitheater an die grünen Hänge einer vulkanischen Bucht schmiegt und portugiesisches Flair mit einer fast tropischen Leichtigkeit verbindet.
Unser erster Anlaufpunkt ist die Seilbahn auf den Monte. Zum Glück haben wir die Tickets schon online besorgt – so können wir die lange Warteschlange an der Kassa entspannt umgehen.

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Monte liegt auf einer Höhe zwischen 600 und 800 Metern und war im 19. Jahrhundert der bevorzugte Wohnort der Schönen und Reichen. Auch heute noch zeugen prachtvolle Villen und sorgfältig angelegte Gärten von dem einstigen Wohlstand dieses eleganten Höhenortes.

Unser erster Anlaufpunkt ist die Wallfahrtskirche Nossa Senhora do Monte, in der unser letzter Kaiser, Karl I. von Österreich, seine letzte Ruhestätte gefunden hat. Von dort geht es weiter zu den berühmten Korbschlitten, die ihren Ausgangspunkt hier oben haben. Dieses außergewöhnliche Spektakel existiert bereits seit dem 19. Jahrhundert, als sich wohlhabende Kaufleute auf diese Weise bequem ins Tal befördern ließen.

Die etwa zwei Kilometer lange Strecke bewältigen die Fahrgäste in ihren geflochtenen Schlitten, begleitet von zwei Carreiros – den traditionellen Fahrern in weißer Kleidung und Strohhut. Wir hingegen verzichten auf das Vergnügen, als wir die Hundertschaften japanischer Touristen sehen, die artig und geduldig in langen Reihen auf ihren Korb warten.

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Als nächstes besuchen wir hier in Monte den Botanischen Garten, auf einer Fläche von etwa acht Hektar - davon fünf Hektar landschaftlich gestaltete Flächen - bietet diese Grünanlage eine große Vielfalt an Baumarten und Ziersträuchern, einen Bereich mit Orchideen, Rasenflächen, Aussichtspunkte mit ausschweifendem Blick über die Hauptstadt Madeiras und ein Amphitheater. Der Botanische Garten von Madeira beherbergt mehr als 2000 exotische Pflanzen aus allen Erdteilen, von denen einige in ihren Ursprungsländern vom Aussterben bedroht sind. Die Quinta do Bom Sucesso, in der sich der Botanische Garten Madeiras befindet, wurde 1881 von der Familie Reid gegründet. Um die Blütenpracht des Gartens zu bewundern, müsste man eher im Frühjahr oder Sommer kommen, aber auch jetzt im Oktober ist die Anlage sehenswert.

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Nachdem wir mit der Seilbahn wieder in den Hafen hinunter gefahren sind, beginnen wir mit der Besichtigung der Altstadt. Sehr zentral liegt der Mercado dos Lavradores, der Bauernmarkt. Madeira ist berühmt für seine ausgezeichneten regionalen Produkte, die größtenteils auf die außergewöhnliche Fruchtbarkeit seiner Böden in Verbindung mit dem subtropischen Klima zurückzuführen sind, in dem es sich befindet. Das von Edmundo Tavares entworfene Gebäude zeigt eine typische Architektur des „Estado Novo“. Seine Größe und Positionierung spiegelte sofort die Absicht wider, den Bauernmarkt zum großen Versorgungszentrum der Stadt zu machen. Die Fassade, der Haupteingang und der Fischladen sind mit großen Kacheln aus dem Jahr 1940 dekoriert, die aus der Fabrik Faiança Battistini in Maria de Portugal stammen und von João Rodrigues mit regionalen Motiven bemalt wurden. Die Vielfalt an Farben, Düften, Menschen und Geschmäckern, die diesen Markt auf Madeira kennzeichnen, machen ihn einzigartig.

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Was bei einem Besuch in Funchal nicht fehlen darf, ist ein Abstecher zu Blandy’s Wine, einem der bekanntesten Erzeuger des Madeiraweins. Die Weinkellereien befinden sich in einem historischen, denkmalgeschützten Gebäude im Herzen der Stadt. Seit nunmehr 211 Jahren und sieben Generationen reifen hier die besten Madeiraweine nach der traditionellen Canteiro-Methode.

Der Madeirawein selbst entstand der Überlieferung nach eher zufällig: Nachdem der Gärprozess – ähnlich wie beim Portwein – zur besseren Haltbarkeit mit 96-prozentigem Alkohol unterbrochen wurde, stellten Seeleute fest, dass der Wein nach langen Transporten durch tropische Regionen einen überraschend verbesserten Geschmack aufwies. Diese Beobachtung führte dazu, dass man die sogenannte Torna viagem, die Schiffsreise in die portugiesischen Überseeprovinzen, bewusst für die Reifung nutzte. Die ausgewählten Weine in kleinen Fässern entwickelten durch die Hitze und Bewegung ihren charakteristischen, kräftigen Stil – ein Prozess, der später als Madeirisierung bekannt wurde.

Anstelle der aufwendigen Seereisen setzt man heute auf eine drei- bis fünfmonatige Lagerung bei Temperaturen zwischen 45 °C und 75 °C, entweder unter sonnenheißen Wellblechdächern oder mittels künstlicher Erwärmung – eine moderne Methode, die den historischen Effekt nachahmt.

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Als letzten Teil unserer Stadtbesichtigung schlendern wir noch durch die Fußgängerzone und vorbei an der Festung Palácio de São Lourenço hinunter zum Hafen. Nach fünf Stunden Programm spüren wir schließlich doch eine gewisse Müdigkeit – und vor allem macht sich der Hunger bemerkbar.

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Wir begeben uns auf die Suche nach einem Restaurant und werden in einer typischen, engen Gasse im historischen Zentrum fündig. Das Armazém do Sal ist in einem alten Steinbau untergebracht, was eine rustikale, aber gleichzeitig elegante Atmosphäre schafft. Innen dominieren sichtbarer Stein, Holzstrukturen und moderne Akzente – eine gelungene Verbindung von Tradition und zeitgenössischem Stil. Die Küche ist eine Fusion, stark inspiriert von portugiesischen und madeirensischen Einflüssen, kombiniert mit moderner Raffinesse. Ein gelungener Abschluss einer tollen Stadtbesichtigung.

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Da wir erst wieder am späten Nachmittag retour sind bleiben wir in Haus und erfreuen uns an einem wundervollen Sonnenuntergang.

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17. Oktober: Heute steht die Königstour auf dem Programm: der Weg vom Pico Arieiro hinauf zum Dach Madeiras, dem Pico Ruivo auf 1.862 Metern Höhe. Elf Kilometer liegen vor uns, fünf Stunden reine Gehzeit und 800 Höhenmeter, die es zu überwinden gilt. Ich bin diese Route schon zweimal gegangen, das letzte Mal vor zwanzig Jahren, und nun möchte ich Christine unbedingt zeigen, was sie so besonders macht. Dazu gehört auch, den Sonnenaufgang am Berg zu erleben. Um 07:45 Uhr geht die Sonne auf, und wir wollen eine gute halbe Stunde früher dort sein, um diesen Moment in Ruhe zu genießen. Bei einer Stunde Fahrzeit bedeutet das: Tagwache um 05:30 Uhr.

Schon eineinhalb Kilometer bevor wir den Gipfel erreichen, werden wir von der Polizei angehalten und auf einen der unteren Parkplätze verwiesen. Wir ahnen bereits, dass die Idee mit dem Sonnenaufgang nicht nur uns gekommen ist, denn auch dieser Parkplatz ist schon gut gefüllt. Dennoch schaffen wir es rechtzeitig und erreichen den Pico gerade noch, bevor die Sonne aufgeht.

Der Moment ist magisch. Trotz der vielen Menschen gelingt es uns, ein stilles Plätzchen zu finden und diesen eigentlich alltäglichen, aber doch so erhabenen Augenblick ehrfürchtig zu bestaunen.

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Und dann, sobald die Sonne vollständig am Himmel steht, setzt sich die Menge wie auf Kommando in Bewegung – alle in die gleiche Richtung. Wir jedoch machen den Fehler, noch einen Moment zu verweilen, um das Bergpanorama zu genießen. Dadurch gehören wir schließlich zu den Letzten, die losmarschieren.

Eigentlich wäre das kein Problem, wenn alle ein ähnliches Tempo hätten. Doch die konditionellen Voraussetzungen könnten unterschiedlicher kaum sein – ebenso wie die Vorstellungen davon, wofür ein Wanderweg da ist. Zunächst geht es steil bergab, teilweise mit bis zu 20 % Gefälle. Schon hier kommen die ersten ins Straucheln, die meinten, den Weg mit Flip-Flops oder Ballerinas bewältigen zu können. An ihnen müssen wir uns mühsam vorbeischieben. Zusätzlich bleibt gefühlt alle fünfzig Meter jemand stehen, um für die sozialen Medien zu posieren oder zu fotografieren – auch an diesen kleinen Staus kämpfen wir uns vorbei.

Nach eineinhalb Kilometern erreichen wir die erste Steigung. Sie ist kurz, aber deutlich steiler, und da der Weg hier enger und etwas ausgesetzt ist, hat sich bereits ein kleiner Rückstau gebildet. Es geht nur im Zeitlupentempo weiter, einige sitzen schon erschöpft am Wegesrand.

Nach zwei Kilometer folgt die erste größere Steigung: 300 Höhenmeter auf knapp einem Kilometer. Vor uns zieht sich eine endlose Kolonne an Menschen den Berg hinauf, in einem Schneckentempo, das jede Vorfreude dämpft. So hatten wir uns das nicht vorgestellt – und wir beschließen, abzubrechen und umzukehren.

Unser Tipp: Sofort losgehen, noch bevor die große Gruppe startet. Der Sonnenaufgang ist unterwegs mindestens genauso spektakulär.

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Wir fahren ein Stück den Berg hinunter und suchen uns eine kleine, ruhige Runde durch den Ökologischen Park von Funchal. Auch hier eröffnen sich traumhafte Ausblicke auf die umliegende Bergwelt und die versteckten Täler der Region.

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Zum Nachmittagskaffe giebt es eine besondere Spezialität den Bolo de Mel (Honig-Gewürzkuchen) er hat seine Ursprünge im 15. Jahrhundert, als Madeira einer der größten Zuckerrohrproduzenten der Welt war. Mit seinem intensiven Geschmack ist dieser Kuchen monatelang haltbar und hat sich zu einer Weihnachtstradition entwickelt, die das ganze Jahr über gepflegt wird. Das Rezept für den Kuchen enthält einen Hefeteig, der reich an Butter, Schweineschmalz, Walnüssen und Zuckerrohrhonig ist und eine Kombination intensiver Aromen mit einer Note von Gewürzen, Madeirawein und kandierter Zitrusschale schafft. Die Zubereitung ist zwar einfach, erfordert jedoch Geduld, da der Kuchen eine lange Gärzeit benötigt, die je nach Rezeptvariante bis zu 3 Tage dauern kann.

Abends sind wir rechtzeitig zum Sonnenuntergang wieder am Calheta Beach. Nach einem kleinen Spaziergang suchen wir uns ein neues Restaurant für das Abendessen. Dieses Mal entscheiden wir uns für das Essência do Atlântico und bekommen dort ein schmackhaftes Fischmenü.

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18. Oktober: Die Feuer im westlichen Teil der Insel sind zum Großteil eingedämmt, und so nehmen wir als letzte Wanderung eine der beliebten Routen in dieser Region in Angriff: von Rabacal zum Risco-Wasserfall und weiter zu den 25 Fontes. Von unserem Haus sind es nur knapp zwanzig Minuten über abenteuerliche Nebenstraßen bis zum Parkplatz bei Rabacal. Auf dem Weg dorthin sehen wir auch, wie nahe das Feuer bereits an die Ortschaft herangekommen ist, in der wir wohnen.

Auf der Hochebene ist es – wie so oft am frühen Morgen – neblig und windig. Keine optimalen Bedingungen für Sonnentouristen, weshalb außer uns nur ein weiteres Auto auf dem riesigen Parkplatz steht. Perfekt für uns, denn so werden wir in den ersten Stunden kaum jemanden begegnen.

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Vom Parkplatz geht es zunächst leicht bergab, und damit endet auch der Wind, der über die Hochebene pfiff. Dreieinhalb Kilometer liegen vor uns bis zum ersten Highlight, dem Risco-Wasserfall. Durch den Nebel wirkt der Weg beinahe mystisch und hüllt die Landschaft in eine ruhige, angenehme Stimmung.

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Der weitere Weg führt zur Casa de Rabacal. All jene, die nicht so weit gehen möchten, können vom Parkplatz aus mit einem Shuttlebus bis hierher fahren und sich so für Hin- und Rückweg rund vier Kilometer sowie etwa 200 Höhenmeter ersparen.
Nun folgen wir der Levada das 25 Fontes. Zunächst führt sie über einen breiten, bequemen Weg, danach geht es Treppauf und Treppab bis zu einem kleinen Wasserhaus. Kurz darauf verzweigt sich der nun sehr schmale Pfad, und ab hier gilt eine Einbahnregelung.

Entlang der Kaskaden eines engen Kanals wandern wir schließlich in einen Felsenkessel, dessen steile, von Farnen überzogene Wände die 25 Quellen herabrieseln lassen – ein stiller, fast märchenhafter Ort. Nach einer längeren Pause machen wir uns wieder auf den Rückweg.

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Eine wundervolle Tour. Mittlerweile hat sich auch der Nebel verzogen und die Sonne kommt hervor. Wir haben die eine oder andere Abkürzung vom vorgeschlagenen Weg genommen, sodass wir am Ende auf zehn Kilometer kommen und mit Pausen rund dreieinhalb Stunden unterwegs waren.

Als wir mittags die Teerstraße zum Parkplatz hinaufgehen, begegnen uns die ersten großen Wandergruppen. Auch hier gilt also: früh starten – dann hat man den Großteil des Weges ganz für sich allein.

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Für den Rückweg möchten wir einen Umweg nehmen: über die Hochebene von Paul da Serra eine einzigartigen Naturlandschaft, zu den Meeresschwimmbecken in Porto Moniz, im äußersten Norden der Insel und anschließend an der Westküste entlang zurück zum Haus. Doch der Plan geht leider nicht ganz auf. Auf dem Hochplateau legen wir noch einige Stopps ein und bewundern die beeindruckende Natur, aber kurz vor Porto Moniz ist Endstation – die Feuer wüten dort weiterhin und die Straßen sind gesperrt.

Also fahren wir ein Stück zurück und wählen den Weg über Prazeres, ebenfalls eine landschaftlich sehr schöne Strecke.

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Am letzten Abend betrachten wir erneut den Sonnenuntergang am Calheta Beach – diesmal mit einem Hauch von Wehmut. Die Tage hier sind viel zu schnell vergangen, und schon morgen früh müssen wir zum Flughafen. Ein letztes Mal kehren wir im Restaurant am Hafen ein, und zur Feier des Tages gönnen wir uns eine herrliche Fischsuppe. Später sitzen wir auf der Terrasse unseres Hauses, genießen bei milden Temperaturen ein letztes Glas und lassen die Reise ausklingen. Ja – das wird uns fehlen.

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Ich bin nun zum dritten Mal auf der Insel, und seit meiner ersten Reise Mitte der 80er-Jahre hat sich vieles verändert – nicht alles zum Besten. Die Insel leidet sicher auch unter dem Phänomen des Overtourism.
Doch sie bleibt die schillerndste Perle des Atlantiks, eine Insel, die sich wie das majestätischste Gartenparadies Europas aus dem Ozean erhebt. Ihre zerklüfteten Klippen zählen zu den dramatischsten Küstenlandschaften der Welt und werden überragt von Bergkämmen, die zu den himmlischsten Aussichtspunkten aller Atlantikinseln gehören.

Die üppige Vegetation bildet einen der farbenprächtigsten Naturteppiche, durchzogen von Levadas, die zu den romantischsten Wanderwegen des Kontinents zählen. Die Hauptstadt Funchal strahlt wie eine der charmantesten Hafenstädte des gesamten Atlantikraums, in der Gärten zu betörenden Blütenmeeren und Märkte zu den duftintensivsten Schätzen Madeiras werden.

Das milde Klima gilt als eines der beständigsten und angenehmsten weltweit. Ob wolkenumflutete Gipfel mit atemberaubenden Sonnenaufgängen oder schwarze Lavastrände, die mystische Kontraste schaffen – Madeira präsentiert sich als unvergleichliche Naturbühne, die uns unvergessliche Reiseaugenblicke schenkt.

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Mehr Superlativen fallen mir nicht ein … Wir kommen sicher wieder.                                                Video

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