

Namibia 2005
11. bis 31. Mai 2005
21 Tage
5170 Kilometer
Jetzt Anfang 2025, 20 Jahre nach der Reise diese Zeilen zu schreiben ist schon etwas Besonderes, es war unsere erste Reise ins südliche Afrika und es sollten noch viele folgen.
Durch das Führen meiner Reisetagebücher sind auch die vielen kleinen Erinnerungen, die man sonst leichter vergisst, noch immer präsent. Über einige müssen wir schmunzeln und würden sie nicht mehr in der Form machen. Alleine das Unterschätzen der Entfernungen in Verbindung mit den teilweise katastrophalen Straßenzuständen war eine Erfahrung, die wir in den kommenden Jahren in Südafrika gut anwenden konnten....
aber beginnen wir von Anfang an....
11. Mai 2005: 09:50 Afrika wir kommen bzw. sind wir schon da. Nach dem ruhigen 10-stündigen Flug von Frankfurt, dank meiner vielen Flugmeilen war ein Upgrade in die Business Class möglich, warten wir in der Lounge der SAA in Johannesburg auf den Weiterflug nach Windhuk.
Dort angekommen geht es recht gemächlich zu, ein Provinzflughafen, nur zwei Maschinen stehen beim Abfertigungsterminal, es geht zu Fuß quer über die Rollbahn zu den Einreiseformalitäten.
Wir übernehmen unseren Mietwagen, einen etwas abgetakelten Isuzu 4x4 Single Cap, die Reifen sind neu und da es keine weitere Auswahlmöglichkeit gibt bleibt es dabei.
Die Strecke zur ersten Unterkunft ist überschaubar, 80 Kilometer bis zur Burg Gusinde, damals und heute eine Jagdfarm, würden wir in dieser Form (wir sind nun mal keine Jäger) nicht mehr aussuchen.
Trotzdem dauert die Anfahrt 1 1/2 Stunden da wir speziell auf den Gravel Roads noch sehr vorsichtig fahren.
Der Rest des Tages dient der Eingewöhnung. Es gibt 4 große Zimmer, wir sind allerdings die einzigen Gäste. Damit gehören uns die Terrasse und der Pool alleine.
Sundowner und Abendessen beschließen den ersten Tag in Namibia
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12 Mai 2005: Nach dem Frühstück geht es mit dem deutschen Besitzer raus ins Gelände. 30 verschiedene Tierarten sind auf 20 Hektar Grund verteilt.
Unsere ersten Wildtiersichtungen lassen etwas auf sich warten,sind aber dann umso interessanter. Eine Herde Weißschwanz-Gnus wirbelt im Gelände herum, wir sehen Oryx, Impalas, Kudus, Klipspringer, Warzenschweine, Strauße und eine bunte Vogelwelt.
Zurück auf Gusinde gibt es ein üppiges Mittagessen. Nach ein bißchen Sonne tanken auf der Terrasse fahren wir zum Sundowner wieder raus.
Diesmal bekomme ich ein Quad und Christine lenkt ein Yamaha Rhino. Macht extrem Spaß und wir können Wege erkunden, für die der Geländewagen zu groß ist. Giraffen und Wasserböcke runden unser Sichtungsglück für heute ab.
Vor dem Abendessen benutzen wir noch die Sauna um unsere Muskeln etwas zu entspannen, drehen eine Runde in nächtlichen Pool und bewundern den Sternenhimmel.
Das Abendessen ist gut, der Wein vollmundig und die Geschichten des Besitzers erinnern etwas an "Baron Münchhausen"... so ist es bereits Mitternacht als wir ermüdet ins Bett fallen.
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13. Mai 2005. Zum Frühstück sind wir noch etwas angeschlagen vom Absacker der letzten Nacht. Das üppige Frühstück weckt die Lebensgeister, wir verabschieden uns und starten in Richtung Kalahari, 350 Kilometer nach Süden. Bei uns wäre diese Distanz in knapp 3 Stunden Fahrzeit zu machen, hier brauchen wir fast 5 Stunden und das auch nur weil ein Großteil der Strecke auf Asphalt verläuft.
Gegen 14:00 erreichen wir unser Ziel, die Bagatelle Kalahari Lodge. Wir beziehen eine der Hütten auf dem Kamm einer Düne mit gigantischem Ausblick über die rot-grüne Kalahari.
Das Wetter hat umgeschlagen, ein ziemlich kalter Wind begleitet uns beim nachmittäglichen Game Drive, wobei wir nicht wirklich viele Tiere sehen. Auch die Geparden, die in einem eigenen Gebiet für die Wieder-Auswilderung aufgepäppelt werden, sind nicht zu sehen, dafür entschädigt die Landschaft mit ihrer Vielfältigkeit.
Nach dem Abendessen bringt die Lodge-Managerin noch ein zwölf Wochen altes Gepardenbaby vorbei, der absolute Star des Abends.
Wir ziehen uns bald auf unser "Dune Chalet" zurück, auf der Terrasse lauschen wir bei einem guten Glas Wein in die Stille und beobachten die Gewitter rings um uns.





14. Mai 2005. Wunderbar ausgeschlafen fahren wir weiter gen Süden, durch den Regen der Nacht sind die Sandstraßen nicht mehr so staubig. Das Land wird flacher und karger, die Tafelberge verschwinden schön langsam in der Ferne. 280 Kilometer sind es bis Keetmanshoop, wo wir kurz nach Mittag eintreffen. Das Hotel ist sehr einfach, aber hier ist es nicht leicht ein gutes Hotel zu finden.
Das Wetter ist besser geworden und wir fahren zum Köcherbaumwald. Wir sind begeistert, herrliche Gegend, auch wenn zwischendurch der Himmel wieder schwarz wird und einige schwere Tropfen fallen. Wir verbringen einige Zeit hier, auf dem Rückweg noch ein kurzer Stopp bei Giants Playground, einer bizarren Felsenlandschaft.
Zurück im Hotel etwas relaxen, dann auf zum Abendessen. Das Licht ist ausgefallen, am Tisch nur eine kleine Kerze aber Strom gibt es, die Klimaanlage läuft auf Hochtouren, gefühlte 5° und das Essen ist mäßig. So halten wir uns mehr an den Wein, der ist das Beste am ganzen Abend.





15. Mai 2005. Ein langer Tag liegt vor uns, Tagespensum: 420 KM. Das Wetter ist nicht besonders, kalt, bewölkt, windig. 50 Kilometer nach Keetmanshoop verlassen wir die asphaltierte Straße und biegen in einen aufgeweichten Sandweg ein. Kurz danach das erste Hindernis, in einer Mulde ist die "Straße" überschwemmt. Die Spuren führen alle durch die aufgeweichte Mitte, ich entscheide mich für die linke Seite... Schwachsinn, innerhalb von Sekunden sind die vorderen Räder im Schlamm verschwunden. Also raus aus Schuhen und Socken, Hosenbeine abzippen und rein ins kalte Wasser. Die Differentialsperre ist außen bei den vorderen Rädern zu aktivieren, gar nicht so einfach wenn die unter Wasser stehen. Zurück ans Steuer Allrad auf Low, hinteres Differential sperren und mit ausreichend Gas und Gefühl rückwärts aus dem Schlammloch. Dann, wie alle anderen auch, problemlos durch die Mitte.
Die Piste ist durch den Regen sehr aufgeweicht und anstrengend zu fahren, doch langsam wird das Wetter besser und als wir den Fish River Canyon erreichen ist der Himmel bereits wieder blau. Der Canyon selbst ist eine Naturgewalt, der zweitgrößte der Welt. Leider hat die Fahrt hierher mehr Zeit verschlungen als geplant. So bleibt nur eine kleine Wanderung am Rand entlang um die Dimensionen zumindest von oben etwas zu erfassen. Bei den heißen Quellen von Ais Ais machen wir kurz Halt für ein schnelles Mittagessen, viel mehr gibt der Ort nicht her. Bei Noordoewer, dem Grenzort zu Südafrika, tanken wir auf und dann geht es am Orange River, dem Grenzfluss zwischen Südafrika und Namibia, durch eine wundervolle Landschaft zu unserem Quartier dem Norotshama River Resort. Direkt am Fluss beziehen wir ein Chalet, warten bis die Sonne verschwindet und mit uns ca. 1 Million Fliegen. Abendessen findet leider wieder drinnen statt denn es ist empfindlich kalt geworden.








16. Mai 2005. Früh raus, Wettercheck... kalt, aber strahlender Sonnenschein. Frühstück mit Speck und Spiegeleier und dann geht es auch schon los. Am Orange River entlang, wundervoll grün links und rechts des Flusses, dahinter Wüste (mittlerweile sieht es hier etwas anders aus, der Fluss wird zur Bewässerung einer intensiven Landwirtschaft genutzt, unter anderem gibt es riesige Plantagen mit Tafeltrauben). Wir bleiben immer wieder stehen und bewundern die Landschaft. Einige Ziegen und Reiher bleiben die einzigen Tierbeobachtungen an diesem Tag.
Leider haben wir ab Rosh Pinah eine 119 Kilometer lange !!! Baustelle die uns viel Zeit und Nerven kostet. (Als wir 2019 von Südafrika kommend bei Sendlingsdrift den Fluss überqueren und auf diese Straße treffen freuen wir uns über den tollen Asphalt-Belag). Nach 320 Tages-Kilometer erreichen wir Klein Aus Vista, ein kurzer Lunch und weiter zu unserem 7 Kilometer entfernten Eagles Nest Chalet. Top Lage mitten im Nirgendwo. Um uns etwas zu bewegen gehen wir den Mountain Trail, ein Weg über die Berge, der wundervolle Einblicke in die Landschaft ermöglicht. Ein unglaublicher Sonnenuntergang, der diese Landschaft in tiefes Rot taucht. Als das letzte Tageslicht verschwunden ist fahren wir zum Abendessen, T-Bone Steak und guter Wein.
Zurück im Eagles Nest ziehen wir uns warm an, bei einem perfekten südafrikanischen Pinotage bewundern wir noch lange den Sternenhimmel.







17. Mai 2005 Die Strecke für den Tag ist überschaubar, bis am Abend sind wir insgesamt 220 Kilometer unterwegs. Aber jede Menge Highlights, das beginnt bereits knapp 20 Kilometer nach Klein Aus, die wilden Pferde der Namib, wir haben Glück eine große Gruppe, an die Hundert Tiere, treibt sich an der Wasserstelle herum. Nähere Infos zu den Pferden findet ihr hier. Wundervoll sie zu beobachten, schwer sich davon loszureißen.
Nächster Stopp ist Lüderitz. Wir deponieren unser Gepäck im Hotel "Nest" und fahren nach Kolmanskuppe. Nachdem der Ort während des Diamantenbooms um 1910 eine der reichsten Ortschaften Afrikas wurde, verließen alle Einwohner in den folgenden Jahrzehnten die Stadt, damit wurde sie eine Geisterstadt. Nach einer interessanten Führung bleibt noch Zeit durch die verfallenen Gebäude zu streifen, schon ein mystischer Eindruck. Zurück in Lüderitz am Atlantik genehmigen wir uns einen passenden Imbiss, Austern, Langusten und einen südafrikanischen Riesling. Den Rest des Nachmittags verbringen wir auf der Halbinsel, fahren mit dem Auto bis ans Wasser, suchen Muscheln und lassen uns den Wind bei Diaz Point um die Nase wehen.
Zum Sundowner geht es an den Agate Beach im Norden der Stadt, auf dem Weg sehen wir Oryx, eine Menge Springböcke und einen Schwarm Flamingos. Am menschenleeren Strand erleben wir einen spektakulären Sonnenuntergang. Zum Abendessen gibt es nochmal alles, was das Meer zu bieten hat, Fisch, Muscheln, Langusten.... genialer Tag....
















18. Mai 2005: Frühmorgens raus, es liegt eine große Strecke vor uns, 420 Kilometer bis Wolwedans, unser nächster Halt. Zuerst zurück bis Aus, 120 Kilometer auf Asphalt, dann scharf rechts abgebogen auf die C13, Richtung Norden 300 Kilometer auf Sand. Herrliche Landschaft, unglaubliche Farben, wir gönnen uns nur ein paar kurze Stopps bis zum Eingang des größten privaten Naturreservates Afrikas mit 1600 km² (4x so groß wie Wien). Vom Eingangstor bis zur Rezeption sind es 20 Kilometer, dort wird das Gepäck umgeladen und dann geht es nochmal 15 Minuten bis zum Dune Camp. Und es übertrifft unserer Erwartungen, auf einem Hügel gelegen sind die 10 Chalets nach Osten ausgerichtet, die maximale Fernsicht ermöglicht es den Sonnenaufgang besonders zu erleben. Hauptgebäude mit Restaurant und Weinkeller!!!!, Observation Deck und Poolbereich.
Kurzer Lunch, etwas akklimatisieren dann folgt bereits der Aufbruch zum Sundowner. Durch das schwindende Licht werden die Farben der Wüste noch intensiver, ein großartiges Erlebnis.
Vor dem Abendessen trifft man sich noch bei der Bar und sitzt um ein wärmendes Feuer, trotz der warmen Tagestemperaturen wird es am Abend schnell kühl. Zum Dinner gibt es perfekt zubereitetes Straußenfilet, vollmundigen Rotwein und eine Gesangseinlage der Köche. Auf der Terrasse unseres Chalet gönnen wir uns noch ein Glas Rotwein, eine Zigarre und erfreuen uns an der Ruhe und dem Sternenhimmel.









19. Mai 2005: Der Sonnenaufgang ist gigantisch, eine unglaubliche Erfahrung, die Zeltwände sind offen und man hat das Gefühl im Freien zu schlafen. Nach dem Frühstück geht es in die Namib, die Exkursion wird den ganzen Tag dauern und gibt einen umfassenden Einblick in die Fauna und Flora der Gegend. Hier alles zu beschreiben würde den Rahmen sprengen. Zur Halbzeit gibt es einen Lunch bei einer alten verfallenen Hütte mit traumhaften rundum Blick. Auch den Nachmittag verbringen wir noch in diesem roten Sandmeer.
Zurück in der Lodge zelebrieren wir den Sonnen- untergang auf unserer Terrasse, immer wieder aufs neue fasziniert von diesem Farbenspiel. Vor dem Dinner noch ein Drink am Feuer, zum Essen lauschen wir den Geschichten eines englischen Piloten und den dramaturgischen Erzählungen eines namibischen Reiseleiters, das drängt uns dann doch dazu bald zu Bett zu gehen.






20. Mai 2005: Noch so ein unglaublicher Sonnenaufgang, schweren Herzens packen wir die Koffer, nach dem Frühstück bringen sie uns zur Rezeption ins Tal und wir verlassen langsam das Gebiet.
Heute stehen knapp 400 Kilometer Staubstraße an. Die Landschaft ist beeindruckend, die Tierwelt lässt sich auch immer wieder mal blicken, Zebras, Oryx, Springböcke, Strauße. Der Weg führt uns nordwärts auf der C27 bis zum Eingang von Sossusvlei, hier erstehen wir ein Permit und nun geht es 60 KM ins Herz dieses Naturjuwels (als wir 2024 wieder hier sind ist die Straße schon lange asphaltiert und der Ansturm der Touristen ist immens) die letzten Kilometer sind nur für 4x4 Fahrzeuge und der tiefe Sand kauft mir bald den Schneid ab, so kommen wir nicht bis ans Ende und begnügen uns mit den riesigen Dünen, wie z.B. Düne 45. Leider ist der starke Wind etwas lästig und zwingt uns immer wieder ins schützende Auto.
Noch ein abschließender Besuch des Sesriem Canyon dann verlassen wir das Naturreservat. Jetzt sind es noch knapp 2 Stunden Fahrt, zuerst auf der C19 bis Solitäre und dann C14 bis Rostock Ritz, eine Lodge mit afrikanischen Rundhütten in die Hänge eines Berges gebaut, die Zimmer sind eher klein aber originell eingerichtet und einem kleinem Balkon mit wunderschönen Blick.
Hier entdecken wir ein etwas seltsames Tier, die Sattelheuschrecke, unglaublich groß und unglaublich viele, wie wir später hören eine Plage in diesem Jahr.
Wir relaxen am Pool, die Terrasse ist der beste Platz für den Sonnenuntergang, bestellen Wein, quatschen mit der Managerin, einer jungen Salzburgerin, bestellen Wein, quatschen mit "Kücki" dem Besitzer der Lodge, bestellen Wein, betrachten einen grandiosen Sonnenuntergang, bestellen Wein, bekommen grundlegende Erklärungen zur Sternenkunde und betrachten dem Mond durch ein Teleskop, bestellen Wein, zum Abendessen gibt es Krokodil-Steaks und eine Flasche phantastischen Grangehurst CS-Merlot. Zum Abschluss noch einen Korn... der Weg zurück zum Zimmer ist nicht einfach da sich die Erde ständig bewegt. ​​












21.Mai 2005: Heute sind wir dann doch etwas gezeichnet vom gestrigen Abend, den Tag werden wir etwas langsamer angehen. 250 Kilometer bis Swakopmund. Es weht ein heißer Sturm, der uns bei jeden Stopp schnell wieder ins Auto treibt.
Auf der C14 bis Walvis Bay wo wir eine Flamingo Kolonie besuchen, bald geht es auf der B2 weiter nach Swakopmund. Wir checken in "Sams Giardino" ein, (gibt es in der Form nicht mehr). Den Rest des Tages verbringen wir im Garten des netten kleinen Hotels.
Wir nutzen die Zeit um unsere Eindrücke der letzten 10 Tage zu verarbeiten und das Reisetagebuch auf den neuesten Stand zu bringen.
Der Besitzer ist Schweizer und das schlägt auch beim Abendessen durch, es gibt Zürcher Geschnetzeltes, anschließend noch eine Wein- Verkostung im Beisein seines PR-Beraters, dem Berner Sennenhund Einstein.

22.Mai 2005: Nebel, das Wetter meint es nicht so gut mit uns. Nach dem Frühstück erkunden wir die Stadt, Sonntag Vormittag, praktisch ausgestorben. Auch die paar Geschäfte, die geöffnet haben, bringen nicht wirklich etwas. Wir beschließen weiterzufahren, es sind nur 150 Kilometer bis Cape Cross, unserer nächsten Station. Das Wetter wird nicht besser so hat es auch wenig Sinn auf dem Weg in den Norden viele Pausen einzulegen, die C34 führt immer am Atlantik entlang. So erreichen wir bereits vor Mittag die Seerobben Kolonie bei Cape Cross. Unbeschreiblich, es sollen um die 100.000 Tiere hier sein, nicht nur ein außergewöhnlicher Anblick sondern auch extremen Gestank und Lärm. Kalter schneidender Wind, trotzdem erfreuen wir uns über eine Stunde an diesem besonderen Spektakel, wir sind alleine hier und können bis auf ein bis zwei Meter an die Tiere heran, sie zeigen uns mit Drohgebärden auch wenn wir zu nahe sind. (Jahre später, nachdem der Tourismus immer mehr zunimmt, werden hölzerne Laufstege gebaut damit die Tiere mehr Ruhe haben).
In der nahen Cape Cross Lodge quartieren wir uns ein, das Haus ist nett und mit allen möglichen Strandgut geschmückt, von Knochen über alte Flaschen bis zu Schuhen, alles was das Meer hier angespült hat.
Während wir noch bei einem vorzüglichen Lunch sitzen, gewinnt die Sonne die Oberhand über den Nebel. Wir machen einen ausgedehnten Strandspaziergang, beobachten Schakale, Möwen und Kormorane, versuchen uns selbst als Schatzsucher, sammeln Muscheln und Knochen. Zum Sundowner kommen wir zum Hotel zurück, sehen die Sonne blutrot hinter einer Nebelbank verschwinden, wie auch wir verschwinden denn es wird ziemlich kalt. Das Hotel ist leer, wir sind die einzigen Gäste, erst spät am Abend trifft noch ein Pärchen ein. Fisch und Meerestiere beherrschen das Abendessen, eine nette Abwechslung zu dem vielen Fleisch der letzten Tage. Ein Glas Wein am offenen Kamin beschließt diesen wirklich genialen Tag.














23. Mai 2005: Schlechtes Wetter, Nebel, kalter Wind, Nass. Bald nach dem Frühstück ist Abfahrt. Das frischgewaschene Auto, als nette Geste wird in vielen Unterkünften das Fahrzeug vor der Abreise noch gewaschen, bleibt nicht lange sauber. Es geht noch ein schönes Stück auf der dreckigen Piste C34 nach Norden, immer am Atlantik entlang, leider ohne Ausblick. Dann scharf rechts auf die C39, sobald wir weiter ins Landesinnere kommen enden die Nieselschauer und wir lassen die Nebelbank langsam hinter uns. Um etwas an Fahrzeit zu sparen überlegen wir an einer Abzweigung stehend ob die Abkürzung eine bessere Alternative wäre, würde dann doch fast 50 Kilometer sparen. Gottseidank kommt ein junges Pärchen aus der Richtung und erzählt von verheerenden Straßenverhältnissen, also bleiben wir auf der Hauptroute.
Die Landschaft ist recht abwechslungsreich, wir bewundern die Welwitschia, beobachten Herero Frauen, die in ihren bunten Kleidern versuchen den vorbeifahrenden Touristen selbstgebastelte Puppen zu verkaufen.
Nach einigen Stopps und 350 gefahrenen Kilometern erreichen wir am späten Nachmittag das Mowani Mountain Camp. In den Hügeln zwischen riesigen Steinblöcken liegen die Zelte verstreut, es vermittelt einem das Gefühl alleine in dieser unendlichen Weite zu sein, kleine feine Sonnenterrasse. Ein enger Pfad führt auf die Spitze des Hügels wo wir den Sonnenuntergang erleben und gleichzeitig den Mond aufgehen sehen.
Im Camp am Lagerfeuer noch Geschichten mit anderen Reisenden ausgetauscht bis die Trommeln zum Abendessen rufen. Zu guter Letzt noch mit dem GT in der Hand die Vollmondnacht betrachtet.
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24. Mai 2005: es geht früh los, die nächsten Tage gehören den Wildbeobachtungen in Etosha. So bleiben Twyflfontein, Organ Pipes, Petrified Forrest und Vingerclip vorerst auf der Strecke, das machen wir beim nächsten Mal, denn das wir Wiederkommen ist uns jetzt schon klar. (es dauert aber dann doch fast 20 Jahre bis wir das Versäumte nachholen). Die schnellste Strecke ist aber auch die weiteste, 340 Kilometer bis zur Eagle Tendend Lodge, zuerst C39 dann noch C38, hier kommen wir ganz gut voran, die letzten 30 Kilometer auf der D2695 sind dann noch etwas mühsam.
Wir begutachten die Anlage mit Pool, Spa, unser Zelt mit großer Dusche und allem Notwendigen. Lage ist herrlich, sonst entspricht das Camp nicht gerade unseren Vorstellungen, obwohl erst 1 1/2 Jahre alt, wirkt es doch schon etwas verschlissen. Nach einem kurzen Lunch geht es mit Matthias auf die Nachmittags-Pirsch in einem der ältesten Land Rover, die ich je gesehen habe, kreuz und quer durch das Reserve mit vielen Erklärungen zu Fauna und Flora. Zwei Highlights, kämpfende Kudubullen und ein kurzer Blick auf ein Black Rhino mit Baby. Durch die vielen Niederschläge in diesem Jahr ist der Busch noch dicht bewachsen und erschwert die Tiersichtungen doch etwas.
Wir teilen uns die gesamte Lodge mit einem portugiesischen Pärchen, so ist es beim Abendessen recht ruhig, bis zum Schluss die gesamte Belegschaft, ca. 20 Personen, unter Trommelwirbel einige traditionelle Lieder zum Besten gibt. Schöner Abschluss eines guten Tages.




25. Mai 2005: Mit dem ersten Morgengrauen ist es Zeit aufzustehen, der ganze Tag gehört dem Game Drive in Etosha. Bis dahin sind es aber 70 KM, die wir in einem alten (noch älter als der gestern) offenen Landrover zurücklegen. Man ist dem kalten Wind schutzlos ausgeliefert, doch alles ist vergessen als wir in den Park kommen und mit einer unglaublichen Vielfalt an Tieren belohnt werden. Zebras, Gnus, Impalas, Kudus, Springböcke, Giraffen, Elefanten, Löwen und eine Menge Vögel. Eigentlich hatten wir gehofft Wege, die nur für Safariunternehmen frei sind, zu befahren aber wir fahren die gleichen Wasserlöcher an die wir auch für morgen auf dem Plan haben. Egal, es ist trotzdem ein wundervolles Erlebnis. So vergeht der Tag wie im Flug.
Zurück in der Lodge genehmigen wir uns eine Flasche Wein auf unserer Terrasse, sehen dem Tag beim Verschwinden zu, machen uns zum Abendessen auf (wieder mit Gesangseinlage) und dann gibt es noch einen Nacht-Game Drive. Eine einzigartige Erfahrung, wir sehen noch Oryx, Hyänen und zu unserem Glück einen seltenen Aardwolf. Jetzt nur noch zufrieden und todmüde ins Bett.







26. Mai 2005: Unser Tag in Etosha, nach dem Verlassen der Lodge sind wir früh am Anderson Gate um in den Park zu fahren. Wir bewegen uns südlich der Etosha Pfanne in östlicher Richtung. Über die Camps Okaukuejo, Halali und Namutoni um beim Linquist Tor den Park wieder verlassen.
Doch bis es soweit ist versuchen wir auf der Strecke so viele Wasserlöcher wie möglich anzufahren, denn da sind die Tiersichtungen am wahrscheinlichsten. Doch auch auf den "normalen" Wegen ist uns das Glück hold und sehen große Herden von Zebras, Gnus, Springböcken, viele Giraffen, Elefanten und jede Menge andere Tiere. Stundenlang ein Genuß beeindruckender Sichtungen und als wir am Gate ankommen ist es bereits kurz vor Sonnenuntergang. Zur Mushara Lodge ist es nicht weit, wir spülen den Staub in den trockenen Kehlen mit einer Flasche Wein runter, betrachten die hunderte Fotos von den Tieren und Landschaften der letzten Tage und bequatschen nochmal jedes einzelne Erlebnis. Das war wirklich ein besonderer Tag.









27. Mai 2005: Abschied von Etosha, aber es wartet bereits das nächste Highlight der Reise. 330 Km Richtung Süden, fast alles auf Asphaltstraße. Auf der C38 bis Tsumeb, dann die B1 bis zur Abzweigung der Lodge, das sind dann noch 24 Kilometer.
Okonjima, ein 220 Km² großes Naturreservat ist das Heim der AfriCat Fountation, einer Non-Profit-Organisation, die sich um den Erhalt der afrikanischen Großkatzen, insbesondere von Geparden und Leoparden bemüht. Eine der Rundhütten nahe dem Haupthaus ist für die nächsten 2 Tage unser Zuhause, ein Großteil ist offen gestaltet mit Panaromablick über das Naturschutzgebiet. Nach dem Lunch wandern wir auf den markierten Wegen rund um die Lodge und vertreiben uns die Zeit bis zum Nachmittagsprogramm. Um 15:00 fahren wir dann Richtung Cheetah Klinik, hier gibt es eine ausführliche Erklärung über die Aktivitäten der Organisation. Weiter mit dem Jeep in ein großes Gehege, hier leben Geparden die zwar nicht zahm sind aber zu sehr an Menschen gewöhnt um sie wieder in die Freiheit zu entlassen. Fütterungszeit, im schwindenden Tageslicht versammeln sich bis zu 7! Geparde um den Jeep und erwarten ihre Essensration. Ein unbeschreibliches Gefühl diesen stolzen und wunderschönen Tieren so nahe zu sein.
Das Abendessen findet im "Lapa" (überdachter Aufenthaltsplatz, in der Regel ein offener reetgedeckter Bereich, von dem aus man über die Landschaft oder ein Wasserloch schaut) an einem großen Tisch statt, an dem alle Gäste Platz nehmen.
Wir gehen aber bald zu Bett denn morgen heißt es früh aufstehen. Der Mond geht jetzt immer später auf, so können wir noch die Milchstraße bewundern.​











28. Mai 2005: 05:45 aufstehen, der Tag gehört den Katzen. Erstes Ziel nach dem Frühstück ist das nahgelegenen Gehege, wo 3 Löwen ihren Lebensabend verbringen, unfähig selbst auf Jagd zu gehen werden sie hier auf großer Fläche gepflegt, etwas wie im Zoo, aber die Tiere posieren so perfekt als hätten wir sie in der Wildnis aufgestöbert. Dann in die 4000 Hektar große Recreation-Area. Die beiden Geparde, die hier auf ihre Auswilderung vorbereitet werden, sind mit Sendern ausgestattet, so sollten sie leichter zu finden sein. Hört sich einfach an, ist es aber nicht. Der Eine läuft immer vor uns her und es gelingt nicht ihn einzuholen. Also Konzentration auf das zweite Tier, für die letzten Meter verlassen wir das Auto. Und da ist er... die Situation ist etwas heikel, die Katze sitzt gerade über einem frisch gerissenen Kudu und nimmt ihr Frühstück ein. Das Tier ist nicht besonders erfreut über die Störung, doch nach einiger Zeit überwiegt der Hunger, es nimmt uns nur mehr am Rande wahr. Uns klopft das Herz bis zum Hals, nur zehn Meter Abstand trennen uns von dem Geparden, nach einiger Zeit treten wir langsam den Rückzug an.
Nach soviel Action brauchen wir einen ausgiebigen Brunch und etwas Ruhe bevor es um 15:00 zu den Leoparden geht.
Auch die sind mit Sendern ausgestattet und auch hier ist es nicht einfach die Tiere zu finden. Die Sonne geht bereits unter als der Guide ein brauchbares Signal bekommt und kurze Zeit später erspähen wir durch den Busch ein Leopardenjunges. Das Kleine lässt sich von uns nicht aus der Ruhe bringen, kurz darauf kommt die Mutter mit dem zweiten Jungen, perfekter Abschluss, denn die Sonne ist bereits weg.
Beim Abendessen werden die Erlebnisse ausgeschmückt und mit jedem Glas Wein dramatischer.
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29. Mai 2005: Eigentlich könnten wir ja heute länger schlafen, trotzdem sind wir früh auf. Frühstücken in Ruhe und verlassen dann das Reservat Richtung Süden. Eine Straußenfarm, die in einigen Reiseführern beschrieben ist, finden wir einfach nicht. Auch Ok, es bleibt der einzige Punkt, den wir in 3 Wochen Rundreise nicht gefunden haben. Nach 230 Kilometer auf der B1 erreichen wir Windhuk, wo der Wagen nochmal betankt wird.
Dann noch 40 Kilometer bis Gocheganas, der letzten Station unserer Reise. 6000 Hektar Wildreservat, mit Wellness und Spa optimal als Start oder Endpunkt einer Reise.
Die Lodge selbst ist auf einem Hügel und bietet herrlichen Rundumblick. 16 "Private Chalets" gibt es hier, wir sind allerdings die einzigen Gäste.
Die Nachmittags-Game-Fahrt ist bei weitem eindrucksvoller als erwartet. Ca. 1600 Tiere, 25 verschieden Arten leben hier. Zum Höhepunkt, rechtzeitig zum Sonnenuntergang, posiert noch ein Breitmaul-Nashorn für uns.
Zurück in der Lodge nutzen wir das Wellnessangebot, herrlich als einzige Gäste und die "Höhlen-Sauna" kann schon etwas.
Zum Abendessen werden wir von einer Schar an Personal versorgt, nach der bereits obligatorischen Flasche Rotwein geht es aber dann doch bald todmüde ins Bett.​
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30. Mai 2005: Der letzte volle Tag in Namibia. Wir entscheiden uns gegen die Stadt und für die Natur. Statt einem Stadtbummel durch Windhuk gibt es eine Wanderung rund um die Lodge. Auf markierten Wegen wandern wir knapp 3 Stunden durchs Gelände. Ist schon etwas Besonderes ohne Guide, ohne schützendes Fahrzeug hier zu wandeln, es gibt zwar keine Raubtiere hier, man kommt den Tieren auch nicht näher als mit dem Auto, aber es sorgt für spezielle Momente, als dann auch noch ein Black Rhino mit Kalb unseren Weg kreuzt steigt der Adrenalinspiegel in ungeahnte Höhen.
Zurück gibt es eine heiße Dusche auf der Terrasse, für mich der beste Teil an der Unterkunft, eine Außendusche mit Blick in den namibischen Busch - unbeschreiblich.
Das Wetter ist noch besser geworden, sprich der Wind hat nachgelassen, so sitzen wir den Rest des Nachmittags auf der Aussichtsterrasse bei einer Flasche Wein und bestaunen einfach nur die Landschaft. Doch es nützt nichts, es ist Zeit Ordnung ins Reisegepäck zu bringen. Abends nochmal Game auf der Speisekarte, Elandsteak, nochmal eine Flasche südafrikanischen Cabernet von Asara, nochmal mit einer Zigarre den Sternenhimmel bewundern.
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31. Mai 2005: Tag der Abreise, ein letztes Mal zum Morning Game Drive, ein letztes Mal die Landschaft in sich aufnehmen, ein letztes Mal die Tierwelt bewundern... viel zu schnell ist diese Reise zu Ende gegangen. Nach dem Frühstück ein letztes Mal auf die Schotterstraßen, doch es sind nur 80 Kilometer bis zum Flughafen und dann geht es auch schon recht schnell, auch in Johannesburg haben wir nicht allzu viel Zeit und schon sitzen wir in einer Boing 747-400 Richtung Frankfurt.
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01. Juni 2005: 07:00 Senator Lounge Frankfurt, Zeit zurück zu blicken. 5170 Kilometer durch ein wunderschönes Land, unglaubliche Landschaften, die besondere Eindrücke hinterlassen. Ich kenn bereits Südafrika aber die beiden Länder sind schon sehr unterschiedlich.
Schon die Landung am "internationalen" Flughafen in Windhuk rückt die Dinge in ein neues Licht, kaum größer als ein Provinz Flughafen, merkt man hier geht alles etwas gemächlicher. Die Größe des Landes mit der dünnen Besiedlung ist für Mitteleuropäer kaum vorstellbar. Originalzitat eines Namibianers "Kauf dir doch ein Haus, mit etwas Grund, nicht zuviel, so zwischen 2000-3000 Hektar".
Ein Urlaub der für uns keine Wünsche offen lässt und zum Wiederkommen animiert.
Sonst kann man nur sagen dass fast alles geklappt hat, die wenigen Enttäuschungen, weil man es sich im Vorfeld anders vorgestellt hat, wurden durch viele spektakuläre und positive Erlebnisse mehr als wettgemacht.
Die Investition in einen 4x4 hat sich ausgezahlt, erstens haben wir uns ein sehr feuchtes Jahr ausgesucht, wo etliche Straßen für normale PKW nicht passierbar waren und zweitens sind etliche Straßen grundsätzlich in einem schlechten Zustand. Allerdings würden wir das nächste Mal noch mehr investieren und ein "Double Cab" nehmen, der Platz in der 2-Sitzer-Kabine war sehr überschaubar.
Essen und Trinken ist vom Feinsten, die Lodges gediegen und ihre teilweisen hohen Preise wert, die Menschen freundlich.
Das Wichtigste ist aber die Natur, Landschaften mit den unterschiedlichsten Facetten, egal ob Kalahari, Namib, Erongo, Damaraland, Etosha usw. und unglaubliche Begegnungen mit der Tierwelt Afrikas, sorgen für einen unvergesslichen Urlaub.
Wir kommen wieder...... (auch wenn es dann doch bis 2019 gedauert hat) cm