



Giro d` Italia 25

September 2025:
Wir haben uns vorgenommen, in den Jahren 2025 und 2026 alle 20 Regionen Italiens zu bereisen. Einige davon – wie die Lombardei, Friaul, Venetien, die Emilia-Romagna und die Toskana – haben wir bereits im Frühjahr besucht. Nun wollen wir mit dem Auto bis tief in den Süden fahren. Einen festen Plan gibt es nicht, denn das Wetter wird der entscheidende Faktor dieser Reise sein und unsere Route entsprechend bestimmen.
Sonntag, 07. September
Frühmorgens starten wir unsere Reise – es ist noch dunkel, als wir versuchen, alles, was wir für drei Wochen benötigen, im Kofferraum unterzubringen. Gar nicht so einfach, ohne die Rückbank umzuklappen. Doch das wollen wir vermeiden, denn unser Auto wird wohl öfter vollgepackt auf Parkplätzen stehen, während wir Wanderungen unternehmen oder Städte erkunden. Wir möchten potenziellen Dieben keinen unnötigen Anreiz bieten.
Wie so oft, wenn wir nach Italien fahren, führt uns der Weg zunächst über Slowenien. Die frühe Startzeit erweist sich als gute Entscheidung – die Straßen sind fast leer, und wir kommen zügig voran. Über die A2 und die S36 geht es bis Kärnten, erst bei Klagenfurt wird der Verkehr etwas dichter.
Kurz hinter der italienischen Grenze verlassen wir bei Tarvis die Autobahn und folgen der Staatsstraße 54 zum Lago di Predil. Zeit für eine kurze Pause – frische Bergluft, ein stiller See und eine kleine Jause zur Stärkung, bevor es weitergeht.

Fort Pedrel


Nur ein paar Kilometer weiter machen wir den nächsten Halt bei Log pod Mangartom, wo wir eine kleine Wanderung starten. Das kleine, pittoreske Dorf in den Julischen Alpen Sloweniens ist sowohl landschaftlich reizvoll als auch geschichtlich interessant. Es wirkt ruhig und ursprünglich, eingerahmt von steilen Felshängen und klaren Bergbächen – ideal, um abzuschalten. Unsere Wahl fällt auf einen Trail ins Koritnica-Tal: knapp neun Kilometer lang, mit nur 230 Höhenmetern und etwa zweieinhalb Stunden Gehzeit – perfekt, um die müden Füße nach der langen Autofahrt wieder in Schwung zu bringen.


Weiter bergauf zum Pedrilpass, vorbei an den Überresten der Batteria di Sella Predil, die zwischen 1897 und 1899 als Teil der österreichisch-ungarischen Grenzbefestigungen errichtet wurde. Diese Anlage diente einst dem Schutz der Route zur slowenischen Grenze.
Nur wenige Kilometer weiter erhebt sich ein weiteres Relikt dieser Zeit: das Fort Predil. Erbaut zwischen 1895 und 1897 von den Militäringenieuren der k.u.k. Monarchie, sollte es die südlichen Vorposten nahe der italienisch-österreichischen Grenze sichern – insbesondere die strategisch wichtige Verbindung über den Sella Nevea. Die Anlage kontrollierte die Täler und Straßen, die ins Grenzgebiet führten. Im Mai 1915 wurden die Geschütze in eine neue Stellung im Inneren des Berges verlegt. Anders als viele andere Forts der Region blieb das Fort Predil von italienischen Bombardements verschont und ist deshalb bis heute relativ gut erhalten.
Ein Rundgang durch die Ruinen lohnt sich: Die alten Mauern erzählen von vergangener Zeit, und der Blick über die Julischen Alpen ist einfach überwältigend.

Am frühen Nachmittag geht es weiter – wir haben es nicht eilig, da wir unser Zimmer erst um 17:00 Uhr beziehen können. So wird die Fahrt entlang des Flusses Korotnica und ab Bovec entlang der Soča zu einem wahren Genuss, auch wenn der Verkehr deutlich stärker ist als erwartet. Traumhafte Ausblicke auf den türkisblauen Fluss und die majestätischen Berge begleiten uns.
Bei Kobarid verlassen wir den Fluss und fahren in Richtung Italien. Eines unserer Lieblingslokale, das Hiša Franko, lassen wir diesmal aus. Über Cividale del Friuli und das Weinbaugebiet des Collio führt der Weg schließlich wieder nach Slowenien. Nur wenige hundert Meter hinter der Grenze liegt das Schloss Gredič, unser heutiges Etappenziel.



Das Zimmer ist noch nicht bereit, daher setzen wir uns auf die Terrasse des angeschlossenen Restaurants und genießen bei einem Glas Ribolla Gialla den Ausblick über die Weingärten des Collio bzw. Goriška Brda. Danach gönnen wir uns eine Ruhepause, bevor wir am Abend auf die Terrasse zurückkehren und bei einem ausgezeichneten Essen im Gredič den Tag langsam ausklingen lassen.





Montag 08. September:
Nach dem gestrigen "Prolog" geht es nun richtig los mit der Italien-Rundreise. Gleich nach dem Frühstück startet die 130 Kilometer lange Fahrt nach Treviso, der ersten Station des Tages. Jahrelang – was sage ich, jahrzehntelang – sind wir an der Stadt vorbeigefahren, nun endlich ist Zeit für einen Besuch, und wir sind begeistert.
Treviso, eine malerische Stadt in der Region Venetien, liegt nur rund 30 Kilometer nördlich von Venedig. Trotz ihrer Nähe zur berühmten Lagunenstadt hat Treviso ihren eigenen, unverwechselbaren Charakter bewahrt – ruhiger, authentischer und geprägt von einer Atmosphäre, die typisch italienische Lebensfreude mit mittelalterlichem Flair verbindet.
Oft als „Klein-Venedig“ bezeichnet – und das nicht ohne Grund: Zahlreiche Kanäle durchziehen das historische Zentrum, gesäumt von alten Palazzi, Brücken und den Windungen kleiner Flüsse wie der Sile und der Cagnan. Entlang der Wasserläufe spiegeln sich die Fassaden jahrhundertealter Häuser im klaren Wasser.
Die Stadt blickt auf eine lange Geschichte zurück, die bis in die Römerzeit reicht. Im Mittelalter entwickelte sich Treviso zu einem bedeutenden Handelszentrum und stand zeitweise unter der Herrschaft Venedigs. Noch heute zeugen die Stadtmauern aus dem 16. Jahrhundert und das gut erhaltene Stadttor Porta San Tomaso von dieser bewegten Vergangenheit.
Wir begeben uns auf einen ausführlichen Rundgang: Piazza dei Signori, Palazzo dei Trecento, Kathedrale San Pietro Apostolo, San Nicolò, Buranelli, Isola della Pescheria ... Zu viel, um all das an einem einzigen Tag aufzunehmen – wir kommen sicher wieder.







Nachmittags geht es weiter ins 125 Kilometer entfernte Ferrara in der Emilia-Romagna. Unser Quartier liegt direkt in der Altstadt. Das Gebäude des Borgoleoni18 stammt aus dem 16. Jahrhundert und befindet sich nur wenige Meter vom Castello Estense entfernt. Ein großer Vorteil: Im hinteren Teil des B&B befindet sich ein sicherer Parkplatz. Nachdem wir das Zimmer bezogen haben, machen wir uns gleich auf zu einem Stadtrundgang.
Ferrara blühte besonders im 15. und 16. Jahrhundert unter der Herrschaft der Familie d’Este auf. Diese machte die Stadt zu einem kulturellen Zentrum der italienischen Renaissance. Sie war eine der ersten Städte Europas mit einem modernen Stadtplan – die sogenannte Addizione Erculea (1492) gilt als ein Meisterwerk frühneuzeitlicher Stadtplanung. Die Altstadt wurde 1995 zum Weltkulturerbe erklärt, da sie beispielhaft für die Renaissance-Stadtplanung steht. Dank der Universität Ferrara (gegründet 1391) ist die Stadt jung und lebendig. Uns fehlt jedoch etwas der Flair, den andere italienische Städte besitzen. Nach einer kurzen Ruhepause im Hotel geht es zum Abendessen ins Ca' d'Frara, das für seine klassische Küche aus der Emilia bekannt ist; dazu gibt es herrlichen Lambrusco.
Auf dem Rückweg zum Hotel hören wir einen infernalischen Wirbel: Überall in der Altstadt sind Gruppen von Trommlern, Fanfarenbläsern und Fahnenschwingern unterwegs. Sie proben für den jährlich im Mai stattfindenden Palio – ein phantastisches Erlebnis. Video






Dienstag 09. September:
Wieder frühmorgens geht es los – knapp 180 Kilometer bis zum nächsten Stopp in San Marino. Zwei Stunden Fahrt ohne Probleme, damit haben wir nicht gerechnet, denn es geht rund um Bologna, und in den letzten 40 Jahren gab es dort bei unseren Fahrten immer Stau. Zwar ist viel Verkehr auf der dreispurigen A14, doch alles läuft erstaunlich flüssig. Bei Rimini verlassen wir schließlich die Autobahn in Richtung des bergigen Kleinstaates im Norden Mittelitaliens.
Dort erwartet uns eine große Überraschung: Es gibt neun Parkhäuser für PKW, und bereits um 10:00 Uhr vormittags sind Nummer 1 bis 8 vollständig belegt! Also fahren wir – wie alle anderen auch – ins Parkhaus Nummer 9 und stauen uns dort eine halbe Stunde lang durch die Etagen, bis wir im vierten Stock endlich einen Platz finden.
San Marino, eingebettet in die sanften Hügel Mittelitaliens, ist der fünftkleinste Staat der Welt – und zugleich einer der ältesten. Schon seit dem Jahr 301 n. Chr. besteht seine Unabhängigkeit, was dem Land den Spitznamen „älteste Republik der Welt“ eingebracht hat. Trotz seiner geringen Fläche von nur rund 61 Quadratkilometern hat San Marino überraschend viel zu bieten: Geschichte, Aussicht und mediterranes Lebensgefühl auf engstem Raum. Die Stadt thront spektakulär auf dem Monte Titano, einem Felsmassiv, das sich über die umliegende Landschaft erhebt. Die engen, gepflasterten Gassen schlängeln sich zwischen mittelalterlichen Häusern mit kleinen Boutiquen und Cafés. Über allem wachen die drei Türme – Guaita, Cesta und Montale –, das Wahrzeichen des Landes. Von ihren Zinnen aus eröffnet sich ein atemberaubender Blick über die Täler der Emilia-Romagna bis hin zur Adria.
Leider sind viele dieser engen, schönen Gassen verstopft mit Unmengen von Touristen. Wir hätten nicht gedacht, dass die Stadt ein derartiger touristischer Hotspot ist. Zwar gelingt es uns immer wieder, den Massen auszuweichen und ruhigere Straßen zu finden, doch nach zwei Stunden haben wir genug von dem Trubel und brechen die Besichtigung ab.

Noch eine Anektote am Rande, kurz vor Rimini überholen wir die Trucks vom Ducati Corse Team, mit den Motorrädern von Marquez & Bagnaia, denn am Sonntag ist MotoGP in Misano





Nun stehen noch einmal knapp 320 Kilometer Fahrt an – der Großteil davon auf der A14. Vorbei an Pesaro, Ancona und Pescara erreichen wir nach rund drei Stunden den Ort Marina di San Vito, einen kleinen, malerischen Küstenort an der Adria in der Region Abruzzen. Hier haben wir uns wieder für ein B&B entschieden – das Palazzo Bruni, einen renovierten Palazzo in der Fußgängerzone des kleinen Ortes. Nachdem wir unser Minizimmer mit noch kleinerem Balkon und einem Hauch Meerblick bezogen haben, machen wir erst einmal einen Strandspaziergang, um die müden Knochen zu aktivieren, und genehmigen uns anschließend ein Glas Wein mit Blick aufs Meer.



Marina di San Vito liegt an der sogenannten Costa dei Trabocchi, einem berühmten Küstenabschnitt zwischen Ortona und Vasto. Diese Küste ist bekannt für ihre Trabocchi – traditionelle hölzerne Fischfangplattformen, die ins Meer hinausragen und heute oft als kleine Restaurants dienen. Am Abend haben wir einen Tisch in einem, laut Bewertungen dem Besten, Trabocco reserviert.
Ristorante Trabocco Punta Fornace, und wir werden nicht enttäuscht, es gibt nur ein Menü, keine Wahlmöglichkeit. Natürlich fangfrischer Fisch, sehr gute Qualität und zu einem sehr günstigen Preis. Aber in Wirklichkeit zählt hier die Location, ein phantastisches Erlebnis über dem Meer zu sitzen und das Rauschen der Wellen zu hören.
"Das Meer rauscht, wie Zeit, die atmet. Wellen kommen, Wellen gehen –Ein Herzschlag aus Wasser, immer derselbe, immer neu"





Mittwoch 10. September
Bis jetzt ist es uns gelungen, dem schlechten Wetter davonzufahren. In der Nacht hat sich das Tiefdruckgebiet jedoch schneller ausgebreitet als vorhergesagt. So ist der Morgen grau, und es regnet leicht als wir zum Frühstück in eine nahegelegene Pasticceria auf einen Cappuccino e Cornetto gehen. Unsere Pläne für den Tag müssen daher geändert werden – die Radtour fällt ins Wasser. Dabei gäbe es eine perfekte Strecke: die Via Verde – 42 Kilometer auf einer alten Bahntrasse, 9 Orte, 25 Trabocchi. Da werden wir wohl noch einmal wiederkommen müssen. Auch die Fahrt entlang der Küste ist bei dem grauen Wetter kein großes Vergnügen. Da es im Süden offenbar besser wird, beschließen wir, wieder auf die Autobahn zu fahren und die 360 Kilometer bis zur nächsten Unterkunft durchzufahren. Der Regen hört bald auf, und unterhalb von Bari kommt schließlich auch die Sonne zwischen den Wolken hervor.



Teilweise sind die Trabocchi auch weiter draußen am Meer gebaut und nur mit dem Boot erreichbar
Unser Ziel für die nächsten Tage: Ceglie Messapica – ein Ort in Apulien. Etwas außerhalb des Zentrums haben wir ein Haus gemietet, und zwar nicht irgendeines, sondern ein restauriertes Trullo: ein traditionelles, meist weiß getünchtes Steinhaus mit einem charakteristischen, kegelförmigen Dach, das vor allem hier in Apulien vorkommt. Der Besitzer hat mit viel Liebe zum Detail den ursprünglichen Charakter des Hauses erhalten. Hier werden wir vier Tage bleiben.






Wir sind begeistert! Kurz sind wir noch in den Ort gefahren, um Lebensmittel, Wasser und Wein zu besorgen. Wieder zurück verbringen wir den Rest des Tages am Pool. Am Abend bereiten wir in der Außenküche eine schnelle Pasta zu und genießen anschließend die Nacht. Das Grundstück ist riesig, und von Nachbarn ist weit und breit nichts zu sehen – nur in der Ferne hört man einen Hund bellen. So muss Italien sein …








Donnerstag 11. September
Der Ort ist gut gewählt – es gibt eine Menge zu besichtigen, und vieles liegt weniger als eine Fahrstunde entfernt. Wir werden wohl nicht alles in den vier Tagen erkunden können, aber wir wollen ja nächstes Jahr noch einmal in diese Gegend kommen.
Heute beginnen wir mit dem bekanntesten Ort in der Umgebung: Alberobello. Die Stadt liegt in einer sanften Hügellandschaft voller Olivenhaine, Weinberge und Mandelbäume und gehört seit 1996 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Besonders sehenswert sind Rione Monti, das bekannteste Viertel mit über 1.000 Trulli – sehr touristisch mit vielen Souvenirläden und Restaurants – sowie Rione Aia Piccola, das weniger überlaufen ist. Hier leben noch Einheimische in Trulli, was einen authentischeren Eindruck vermittelt.
Wir lassen uns von den vielen Touristen nicht abschrecken und stürzen uns ins Getümmel – wie immer auf der Suche nach ruhigeren Plätzen. In dieser Stadt ist das allerdings nur schwer möglich.




Auf der Rückfahrt machen wir noch Halt in Martina Franca. Das historische Zentrum ist ein Labyrinth aus engen, verwinkelten Gassen, weißen Kalksteinfassaden und eleganten Balkonen mit schmiedeeisernen Gittern.
Die Stadt ist ein Musterbeispiel apulischer Barockarchitektur, die sich durch geschwungene Formen, reiche Ornamentik und helle Farben auszeichnet. Martina Franca vereint Eleganz, Geschichte und mediterranes Lebensgefühl. Sie ist weniger touristisch überlaufen als andere Orte Apuliens und bewahrt eine authentische, ruhige Atmosphäre.






Wir nutzen den ausgedehnten Stadtrundgang auch gleich, um unsere Lebensmittelvorräte aufzufüllen. In einer Vinothek, in der wir uns mit Vermentino aus der Gegend versorgen, erhalten wir außerdem einen Tipp, wo es das beste Capocollo di Martina Franca gibt – ein luftgetrockneter, leicht geräucherter Schinken und eine regionale Delikatesse. Und ja, den Laden hätten wir ohne den Hinweis wohl nicht gefunden. Natürlich erstehen wir auch gleich noch eine hausgemachte Salami – so steht dem Nachmittagssnack nichts mehr im Wege.



Zusammen mit den Käsespezialitäten aus der Region – Pecorino, Cacioricotta und Caciocavallo Podolico – ergibt das ein herrliches Mahl. Und der Rest des Tages gehört der Entspannung …






Freitag 12. September
Wir legen noch einen zusätzlichen Ruhetag ein – Zeit, um die Besonderheiten eines Trullo genauer zu betrachten. Das Haus besteht aus vielen kleinen Räumen, die jeweils maximal 12 m² groß sind, und die durchschnittliche Höhe der Türen ist für mich nicht unbedingt von Vorteil … und auch die Außendusche eignet sich nicht wirklich für die Kopfwäsche....




Ein eigenes Thema ist auch die Wasserversorgung: Es gibt keinen Brunnen, das Regenwasser wird vom Dach in eine Zisterne unter dem Haus geleitet. In früheren Jahren war das ausreichend. Mit den modernen Standards – tägliche Dusche, wenig Bewusstsein für Wassersparen und immer geringeren Niederschlagsmengen – reicht das heute jedoch nicht mehr aus. Daher werden die Häuser zusätzlich von Tanklastwagen mit Nutzwasser versorgt. In unserem Fall ist es ein Spezialfahrzeug, denn die Zufahrt zum Haus ist auf den letzten fünfhundert Metern so schmal, dass ein normaler LKW nicht durchkommt.


Wir sind zu faul zum Kochen und fahren daher mittags in den nur vier Kilometer entfernten Ort Ceglie Messapica. Dort schlendern wir ein wenig durch den historischen Stadtkern und essen in einem der renommiertesten Häuser der Umgebung – im Restaurant Cibus. Der Betrieb ist in einem ehemaligen Kloster bzw. historischen Konvent aus dem 15. oder 16. Jahrhundert untergebracht, mit Steinmauern, gewölbten Decken, Arkaden und einem idyllischen Innenhof.
Das Cibus konzentriert sich stark auf die regionale Küche Apuliens und legt großen Wert auf lokale Produkte sowie traditionelle Rezepte, die häufig modern interpretiert werden. Herrlich – und wie so oft essen wir viel zu viel, sodass am Nachmittag eine ausgedehnte Verdauungsphase am Pool unvermeidlich ist.









Samstag 13. September
Nur 20 Minuten Fahrzeit entfernt liegt das nächste Highlight der Gegend.
Auf einem sanften Hügel über den endlosen Olivenhainen Apuliens erhebt sich Ostuni, die sogenannte Città Bianca – die weiße Stadt. Schon aus der Ferne leuchten ihre weiß gekalkten Häuser im Sonnenlicht – ein Anblick, der an eine mediterrane Oase erinnert und zu den schönsten Panoramen Süditaliens zählt. Wir sind sehr früh unterwegs und entgehen so den Touristenmassen, die ab dem späten Vormittag die Stadt überschwemmen.
Das historische Zentrum ist ein Labyrinth aus engen, verwinkelten Gassen, in denen sich weiß getünchte Fassaden, bunte Blumentöpfe und kleine Boutiquen abwechseln. Hier scheint die Zeit stillzustehen: Katzen dösen auf dem warmen Kopfsteinpflaster, alte Frauen plaudern auf Treppenstufen, und aus den offenen Fenstern duftet es nach frischer Pasta und Oregano. Von den Aussichtsterrassen rund um die Stadtmauer bietet sich ein weiter Blick bis zur Adria, die nur wenige Kilometer entfernt glitzert.












Nach einem ausführlichen Stadtrundgang besorgen wir noch ein paar Flaschen besten apulischen Olivenöls und fahren zurück in unser Trullo. Es ist der letzte Nachmittag und Abend, und den wollen wir noch genießen.
Die Sonne hängt schwer und golden über dem Land, als hätte sie vergessen, weiterzuziehen. Das Wasser im Pool glitzert, wir liegen im Schatten und lauschen den Zikaden, die ihr endloses Lied singen, und zwischen den Olivenbäumen scheint die Zeit zu ruhen.
Zeit für einen Aperitif. Wir stehen noch einmal am Herd und kreieren ein ausgiebiges Menü aus den Resten unserer Vorräte.
Als die Sonne langsam hinter den Hügeln versinkt, legt sich über Apulien ein Zauber, der nur der Nacht gehört. Wir sitzen nebeneinander auf der Terrasse, ein Glas Wein zwischen uns – die Welt weit und klein zugleich. Kein Lärm, keine Eile – nur der Mond, der über uns wacht.








Sonntag 14. September
Die Reise geht weiter: Nach einem ausgiebigen Frühstück machen wir uns auf den Weg. Heute ist die Strecke relativ kurz – der erste Halt ist nur vierzig Fahrminuten entfernt. Tarent, auf Italienisch Taranto, liegt an der ionischen Küste Apuliens und trägt stolz den Beinamen Città dei Due Mari – die Stadt der zwei Meere. Tatsächlich ist sie einzigartig gelegen zwischen dem offenen Mar Grande und dem geschützten Mar Piccolo, zwei Meeresbuchten, die durch einen schmalen Kanal miteinander verbunden sind. Diese besondere Lage prägt seit Jahrtausenden das Leben und die Identität der Stadt.
Gegründet im 8. Jahrhundert v. Chr. von griechischen Kolonisten aus Sparta, zählt Tarent zu den ältesten Städten Süditaliens.
Das Herz Tarents schlägt in der Altstadt, die auf einer kleinen Insel zwischen den beiden Meeren liegt. Enge Gassen, bröckelnde Palazzi und barocke Kirchen erzählen von vergangenen Jahrhunderten. Über eine Drehbrücke – die Ponte Girevole – ist die Altstadt mit der Neustadt verbunden. Tarent ist keine glattpolierte Touristendestination, sondern eine Stadt voller Kontraste – roh, authentisch und geschichtsträchtig. Gerade diese Mischung macht sie zu einem faszinierenden Ziel, wenn man Italien abseits der bekannten Pfade erleben möchte.











Das Ziel unseres heutigen Tages ist nicht mehr weit – nur noch eine knappe Stunde Fahrt, dann erreichen wir Matera, kurz hinter der Grenze zur Basilikata. Die „Stadt aus Stein und Licht“ gilt als eine der faszinierendsten Städte Italiens. Für die Übernachtung haben wir ein schlichtes Apartment am Rande der Altstadt gewählt – mit sicherem Parkplatz für unser Fahrzeug und, besonders wichtig, in Gehweite zum Zentrum.
Es ist ein heißer Tag, rund 30 °C. Nach einer kurzen Snackpause und mit ausreichend Wasser ausgestattet machen wir uns auf den Weg. In nur zehn Minuten erreichen wir das Centro Storico. Schon die Piazza Vittorio Veneto beeindruckt, und mitten im historischen Zentrum von Matera, nur wenige Schritte von der Piazza entfernt, öffnet sich ein Platz, der wohl zu den schönsten Aussichtspunkten der Stadt gehört: der Belvedere Luigi Guerricchio.
Von hier aus bietet sich ein atemberaubender Blick auf die Sassi di Matera – das steinerne Labyrinth aus Höhlenwohnungen, Treppen und kleinen Plätzen, das sich terrassenförmig in die Felsen hinabzieht. Besonders im warmen Licht des späten Nachmittags verwandelt sich die Szenerie in ein goldenes Meer aus Stein: Jedes Haus, jede Treppe und jede Kirche scheint zu glühen.

Überwältigend – wohl das Eindrucksvollste, was wir seit Langem gesehen haben. Berühmt ist Matera vor allem für ihre „Sassi“, die jahrhundertealten Höhlensiedlungen, die in den weichen Tuffstein gegraben wurden. Diese Behausungen, einst von armen Familien bewohnt, galten lange als Symbol für Rückständigkeit und Armut – bis sie in den 1990er-Jahren zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt und liebevoll restauriert wurden.
Heute beherbergen die ehemaligen Höhlen Boutique-Hotels, kleine Museen und stimmungsvolle Restaurants, die Altes und Modernes auf eindrucksvolle Weise verbinden. Ein Spaziergang durch die engen, verwinkelten Gassen fühlt sich an wie eine Reise durch die Geschichte: vorbei an Felsenkirchen mit verblassten Fresken, über steinerne Treppen, die plötzlich weite Ausblicke auf die umliegende Schlucht des Gravina-Flusses eröffnen.
Trotz ihres Alters wirkt Matera lebendig – Künstler, Reisende und Einheimische schaffen gemeinsam eine Atmosphäre zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Man versteht sofort, warum Matera schon oft als Filmkulisse diente – unter anderem für Mel Gibsons Die Passion Christi oder No Time to Die aus der James-Bond-Reihe.
Über drei Stunden wandern wir treppauf und treppab durch die Altstadt, immer wieder fasziniert und überrascht von den ständig wechselnden Perspektiven. VIDEO







Nach einer kurzen Ruhepause geht es am Abend noch einmal hinaus – wir wollen die Stadt bei Nacht erleben und spüren. Für das Abendessen haben wir einen Tisch reserviert. Wenn die Sonne sich neigt, verwandelt sich Matera in ein lebendiges Gemälde. Tausende goldene Lichter beginnen zu glimmen, und die Stadt leuchtet wie ein Sternenhimmel aus Stein. Dreißig Minuten Fußmarsch im verblassenden Tageslicht führen uns durch die fast leere Altstadt, bis wir das Restaurant von Vitantonio Lombardo erreichen – einem italienischen Spitzenkoch mit tiefem Bezug zu seiner Heimatregion. Die Lokalität ist ästhetisch markant: zwei Speisesäle in einer Höhle – einer mit Blick auf die Küche, der andere mit Blick auf die Weinkeller-Cantina. VIDEO
Seine Küche zeigt, wie sich regionale Identität und moderne Kochkunst verbinden lassen. Ein Abend zum Träumen, der Rückweg im Mondlicht – über Matera liegt eine fast heilige Ruhe. Wir gehen langsam durch die Gassen, die man nun fast flüsternd betritt, als wären wir Gäste in der Ewigkeit. Der Wind trägt Geschichten von Jahrhunderten, und man weiß: Dies war kein Tag, sondern eine Offenbarung.







Montag, 15. September
Wir sitzen bereits um 7:00 Uhr im Auto – heute wird wohl der Tag mit den meisten gefahrenen Kilometern unserer Reise werden. Doch der Weg ist auch Teil des Ziels, also wählen wir für den ersten Abschnitt nicht die schnellste, sondern die schönste Strecke.
Die Fahrt führt durch das Herz des süditalienischen Hinterlands – eine Route voller landschaftlicher Kontraste und kultureller Eindrücke. Von den in Tuffstein gehauenen Höhlen der Sassi di Matera verlassen wir die karge Landschaft der Basilikata und fahren nordwärts in Richtung der sanften Hügel des Apennins.
Die Straßen winden sich durch weite Täler, Olivenhaine und kleine Dörfer, in denen die Zeit scheinbar stillsteht. Hinter Potenza, der Hauptstadt der Basilikata, wird die Landschaft grüner und gebirgiger. Auf der Weiterfahrt in die Region Molise eröffnen sich spektakuläre Ausblicke über bewaldete Hänge und einsame Bergkuppen.
Eingebettet zwischen den bekannten Regionen Abruzzen, Kampanien, Latium und Apulien liegt Molise – eine der kleinsten und zugleich am wenigsten bekannten Regionen Italiens. Gerade diese Unbekanntheit macht ihren Reiz aus: Molise ist authentisch, still und ursprünglich – ein Ort, an dem die Zeit langsamer vergeht und Italien noch so ist, wie man es sich in alten Reiseerzählungen vorstellt.
Nach 250 Kilometern und drei Stunden Fahrt erreichen wir unseren ersten Stopp: Campobasso, die Hauptstadt der Region. Malerisch auf rund 700 Metern Höhe gelegen, präsentiert sie sich als Stadt zwischen Vergangenheit und Gegenwart, eingebettet in eine Landschaft aus sanften Hügeln und Bergen. Das historische Zentrum von Campobasso schmiegt sich an den Hügel des Monte Monforte, über dem die gleichnamige Burg Castello Monforte aus dem 15. Jahrhundert thront. Von dort oben bietet sich ein herrlicher Blick über die Stadt und die umliegenden Täler. Rund um die Festung führen enge, gepflasterte Gassen hinab in das alte Viertel mit seinen steinernen Häusern, kleinen Plätzen und stillen Treppenwegen.
Die Suche nach einem Parkplatz gestaltet sich etwas mühsam – Parkgaragen sind im Umkreis der Altstadt nicht zu finden, doch mit etwas Geduld gelingt es uns schließlich, im chaotischen Verkehr einen Platz zu ergattern.
Ein ausgedehnter Rundgang führt uns durch die Altstadt und hinauf zur Festung, doch so richtig will der Funke nicht überspringen. Möglicherweise liegt es noch an den überwältigenden Eindrücken von Matera, dass der Ort bei uns nicht wirklich punkten kann. Mittags gönnen wir uns noch einen schnellen Kaffee auf der Piazza Gabriele Pepe – und dann geht es auch schon weiter.








Noch einmal liegen knapp 300 Kilometer Fahrt vor uns, doch diesmal nehmen wir den schnellsten Weg, und bald ist die Autobahn A1 erreicht, auf der es nach Norden, in die Region Latium, bis in den Südosten Roms geht. Hier nehmen wir die Südumfahrung um die Stadt; der Verkehr ist stark, aber nicht stockend, und wir bekommen eine Lektion darin, wie man sich bei Abfahrten in Italien richtig einreiht – fahren bis zehn Meter vor der Abfahrt und dann rechts hineinstoßen. Bei der fünften Ausfahrt habe ich den Dreh raus.
Bei Fiumicino wechseln wir auf die SS1, die am Meer entlangführt. Unterwegs müssen wir uns noch um ein Quartier für die Nacht kümmern. Die Entscheidung fällt auf einen einfachen Agriturismo bei Santa Severa. Hier soll es einen der schönsten Strände rund um Rom geben. Am späten Nachmittag checken wir in der Azienda Morani ein – dem größten Freiland-Maremmana-Rinderbetrieb mit freier Weidehaltung Italiens. Eigener Bioladen, Restaurant und ein paar nette Zimmer – sehr sympathisch.
Wir wollen am Abend noch an den Strand und eine Kleinigkeit essen. Nach einem kurzen Spaziergang am Meer versuchen wir, ein offenes Lokal am Strand zu finden – Fehlanzeige: Am Montag hat hier alles geschlossen. Auch im Ort selbst sind kaum geöffnete Lokale zu finden, und die wenigen, die offen sind, wirken nicht wirklich einladend. So gehen wir in einen Alimentari, kaufen Brot, Käse und Prosciutto, fahren zurück, setzen uns auf die Terrasse, verspeisen die Spezialitäten und genehmigen uns noch ein feines Glas Wein.



Dienstag 16. September bis Sonntag 21. September
Da uns das Strandleben hier nicht überzeugt, wir aber noch ein paar Tage die Sonne und die warmen Temperaturen genießen wollen beschließen wir in unsere Lieblingsdestination zu fahren, Forte dei Marmi in der Toskana.
Es sind 320 Kilometer und knapp dreieinhalb Stunden Fahrt auf der SS1 der legendären römischen Via Aurelia, die im 3. Jh. v. Chr. gebaut wurde. Der Zustand einzelner Abschnitte lässt vermuten das seit damals auch nichts getan wurde um die Beschaffenheit der Straße zu verbessern. Wir haben mit der Vermieterin des Hauses, in dem wir im Juni waren, Kontakt aufgenommen und kommen dort für drei Nächte unter. Rechtzeitig zum Mittagessen treffen wir in Bagno der Villa Grey ein.





Mittlerweile kommen wir seit 2018 jedes Jahr im Juni für eine Woche hierher. Im September ist es deutlich ruhiger – wenn wir abends mit den Rädern ins Zentrum fahren, sind viele Lokale und Geschäfte geschlossen oder öffnen nur noch am Wochenende. Dafür werden wir an diesen Tagen mit unglaublich magischen Sonnenuntergängen belohnt.
Und der Aperitif am Abend im Café Sambo darf natürlich nicht fehlen.




Am nächsten Morgen sind wir bereits um 9:00 Uhr am Strand und beziehen unser „Tenda“. Damit ist nicht einfach eine gewöhnliche Strandliege gemeint, sondern ein abgegrenzter, überdachter Bereich mit Strandliegen, Liegestühlen usw. – praktisch ein kleines „Zimmer“ am Strand. Nach zehn Minuten mit den Füßen im Sand wissen wir: Drei Tage werden nicht ausreichen. Also verlängern wir vorerst bis Sonntag. Ab nun folgt der Tagesablauf einem festen, seit Jahren eingespielten Ritual. Strandspaziergang-Ruhephase-Mittagessen-Ruhephase-Strandspaziergang-Ruhephase. So bleiben wir jeden Tag knapp 10 Stunden am Strand.





Das Haus können wir leider nur drei Tage nutzen, danach ist es bereits gebucht. Also müssen wir uns auf die Suche nach einer neuen Unterkunft machen. Da wir schon lange einmal die Villa Grey ausprobieren wollten, versuchen wir dort unser Glück. Als langjährige Stammgäste des Bagno und mit einem zusätzlichen Last-Minute-Angebot bekommen wir tatsächlich das letzte Zimmer zu einem passablen Preis – und ja, das ist schon ein besonderer Luxus hier. Da wir eines der größten Zimmer haben, erhalten wir im Bagno auch einen Platz weiter vorne am Meer – perfekt!









Ab Donnerstag hat auch unser Lieblingslokal Pesce Terrazza wieder geöffnet. Unser Stammplatz, der „Tavola quaranta“, ist bereit und für die nächsten Tage reserviert. Von hier aus sind die Sonnenuntergänge einfach magisch: Wenn die Sonne über dem Tyrrhenischen Meer langsam dem Horizont entgegensinkt, hüllt sich der Himmel in warme Goldtöne, die sich allmählich in Pfirsich- und Rosaschattierungen verwandeln. Das Meer spiegelt diese Farben wider – das flache Wasser glänzt in Kupfer- und Bronzetönen. In der abnehmenden Helligkeit zeichnet sich im Hintergrund der dunkle Riegel der Apuanischen Alpen ab.







Die Tage vergehen wie im Flug. Eigentlich wollten wir noch einmal verlängern, doch die Wettervorhersage für die nächste Woche kündigt eine drastische Wetteränderung an. Also heißt es langsam Abschied nehmen … aber wir kommen wieder – spätestens nächstes Jahr im Juni.

Montag 22. September
Die Vorhersagen sind leider eingetroffen, seit 04:00 Nachts regnet es. Unseren Plan über Ligurien, das Piemont ins Aostatal zu reisen müssen wir aufgeben, im Nordwesten wütet ein Tiefdruckgebiet, in Mailand stehen die Straßen unter Wasser, am Comer See gehen Muren ab und die Wetterlage soll die gesamte Woche so bleiben. Deshalb geht es nochmals Richtung Süden, dort soll noch die Sonne scheinen. Bereits kurz nach Pisa hört der Regen auf und als wir nach einer Stunde Fahrt unseren ersten Stopp erreichen ist ab und zu schon die Sonne zu sehen. Lari ist ein kleiner, malerischer Ort, liegt auf einem Hügel etwa 130 Meter über dem Meeresspiegel und ist von sanften toskanischen Landschaften umgeben – Olivenhainen, Weinbergen und Zypressen gesäumten Straßen. Lari hat etruskische und römische Wurzeln, wurde aber vor allem im Mittelalter zu einem befestigten Dorf ausgebaut. Das historische Zentrum ist von einer alten Stadtmauer umgeben, und enge, gepflasterte Gassen führen hinauf zum Castello dei Vicari, einer beeindruckenden Burg, die den Ort dominiert.






Wir waren bereits öfter hier, und unser Hauptaugenmerk gilt einer besonderen Institution: Seit 1926 produziert die Familie Martelli hier unglaublich gute Pasta. Der Betrieb setzt bewusst auf Qualität statt Quantität – es gibt keine große Auswahl an Sorten, sondern nur Spaghetti, Maccheroni, Fusilli und, wie wir finden, die besten Penne überhaupt. Bewaffnet mit zehn Kilo dieser feinen Ware – mehr Platz haben wir im Auto leider nicht mehr – setzen wir unsere Reise fort.


Die Fahrt führt durch eine typisch toskanische Bilderbuchlandschaft: sanft geschwungene Hügel, auf denen sich Weinberge, Olivenhaine und Zypressenalleen abwechseln. Dazwischen liegen kleine Steindörfer und Landgüter, oft auf Hügelkuppen mit weitem Blick über die Täler, vorbei an San Giminiano, Colle d` Vall Delsa und Siena.





Nach über zwei Stunden ist das nächste Highlight erreicht, Pienza: eine der schönsten und harmonischsten Städte Italiens. Sie thront auf einem sanften Hügel über dem Val d’Orcia, einem UNESCO-Welterbe, das für seine weiten, welligen Felder und seine fast poetische Landschaft bekannt ist. Im 15. Jahrhundert unter Papst Pius II. zur „idealen Stadt der Renaissance“ umgestaltet. Der Papst wollte hier ein Musterbeispiel menschlicher Maßstäbe, Ordnung und Schönheit schaffen. Der berühmte Architekt Bernardo Rossellino plante die Stadt mit klaren Linien, offenen Plätzen und harmonischen Proportionen – ein frühes Beispiel für städtische Idealarchitektur.





Pienza ist berühmt für seinen Pecorino-Käse, der hier in vielen Varianten reift – von mild bis kräftig-würzig. In den engen Gassen duftet es in den Läden nach Käse, und von den kleinen Terrassen aus kann man den Blick über die Täler genießen – begleitet von einem Glas toskanischem Rotwein. Wir kennen einen Laden, in dem die Beratung perfekt ist: In einer der Nebenstraßen liegt die Taverna del Pecorino von Matteo Pasquetti. Nach ausgiebiger Verkostung verlassen wir das Geschäft mit viel zu viel Käse und Salume.




Nun verlassen wir die Toskana und kommen nach Umbrien. Unser Tagesziel, Castiglione del Lago am Lago Trasimeno, ist nach einer knappen Stunde erreicht. In einer einfachen Pension nahe am See beziehen wir ein schlichtes Zimmer; das Haus wirkt, als wäre es in den 1970er-Jahren stehen geblieben. Das schöne Wetter muss noch genutzt werden, also brechen wir zu einem Stadtrundgang ins Centro Storico auf.
Es liegt auf einem kleinen Hügel, der ursprünglich eine Insel war, bevor das Umland im Laufe der Jahrhunderte verlandete. Von dort aus hat man einen weiten Blick über den Trasimeno-See und die umliegenden sanften Hügel, Olivenhaine und Weinberge. Die Altstadt ist vollständig von einer mittelalterlichen Stadtmauer mit Türmen umgeben und hat sich ihren historischen Charakter nahezu vollständig bewahrt.





Ein Glas Wein am Hauptplatz beendet unsere Stadtbesichtigung. Als wir zum Hotel zurückkehren, werden wir vom Padrone noch auf einen Kaffee eingeladen. Dabei entsteht ein langes Gespräch über Politik, Religion, den Sinn des Lebens und all das, was sonst noch wichtig erscheint.


Es regnet ziemlich stark, als wir am Abend noch einmal ins Zentrum gehen, um im Ristorante L’Acquario die typische umbrische Küche zu probieren. Die Speisen sind vortrefflich und reichlich, und wir essen brav alles auf – denn morgen soll die Sonne wieder scheinen.




Dienstag 23. September
Der Regen hat sich wieder verzogen, allerdings sind die Aussichten für die nächsten Tage nicht besonders vielversprechend, so beschließen wir die Reise langsam zum Ende zu bringen aber ein paar Highlights wollen wir noch mitnehmen. Gleich nach dem Frühstück brechen wir auf. Einmal halb um den See, weiter über Perugia und nach 100 Kilometer und einer Stunde Fahrzeit ist Gubbio erreicht. Eine der besterhaltenen mittelalterlichen Städte Italiens. Schon von weitem wirken die grauen Steinhäuser und Palazzi wie eine Zeitkapsel – terrassenförmig zieht sich die Stadt an den Hang des Monte Ingino, gekrönt von der majestätischen Basilika des heiligen Ubaldo. Beim Spaziergang durch die engen, kopfsteingepflasterten Gassen scheint die Zeit stillzustehen und an jeder Ecke öffnen sich kleine Plätze mit Brunnen und Loggien. Besonders eindrucksvoll ist der Palazzo dei Consoli, ein gotisches Meisterwerk, das über der Stadt thront und einen weiten Blick bis in die Marken bietet.
Wer Ruhe, Geschichte und echte italienische Atmosphäre sucht, findet in Gubbio einen Ort, der Herz und Sinne gleichermaßen berührt. Zwischen Stein, Geschichte und Bergluft zeigt sich hier das ursprüngliche Italien – rau, schön und zeitlos.








Mittags verlassen wir diesen faszinierenden Ort und damit auch Umbrien. Unser nächstes Ziel liegt nur rund 60 Kilometer entfernt: Urbino, in den Marken. Eine Stadt, die wirkt, als wäre sie direkt einem Gemälde der Renaissance entsprungen. Schon von weitem leuchten die ziegelroten Dächer und die eleganten Türme des Palazzo Ducale über den Wiesen und Olivenhainen.
Hier wurde Raffael geboren, einer der größten Maler seiner Zeit, und noch immer scheint der Geist der Renaissance durch die Gassen zu wehen. Zwischen den engen, gepflasterten Straßen öffnen sich kleine Plätze, auf denen Studenten der altehrwürdigen Universität Urbino diskutieren oder in Cafés sitzen – eine lebendige Mischung aus Geschichte und Gegenwart.
Wir waren schon vor zwanzig Jahren einmal hier, und doch sind wir wieder überwältigt. Begeistert ziehen wir bergauf und bergab durch die Stadt, vorbei an stillen Innenhöfen, alten Palazzi und den immer neuen Ausblicken über das wellige Hügelland der Marken.






Nach einem ausgiebigen Stadtrundgang und einer Kaffeepause machen wir uns wieder auf den Weg – diesmal Richtung Norden. Unterwegs kümmern wir uns um ein Quartier für die Nacht. 320 Kilometer liegen vor uns, etwa drei Stunden Fahrt. Bei Bologna kommen wir wieder völlig staufrei vorbei – kaum zu glauben.
In der Nähe von Verona übernachten wir auf einem Weingut, dem Dimora Buglione im Valpolicella-Gebiet. Es ist schon früher Abend, als wir ankommen, doch ein wenig Zeit bleibt noch für ein Begrüßungsglas auf der Terrasse. Die Luft duftet nach feuchter Erde und Weinlaub, das Licht über den Hügeln ist weich und golden.
Zum Glück gehört auch eine sehr gute Locanda zum Weingut. Für den kurzen Fußweg nehmen wir vorsichtshalber den Regenschirm mit, denn rundum türmen sich bereits dunkle Gewitterwolken. Kaum sitzen wir beim Abendessen, öffnet der Himmel seine Schleusen. Doch wir haben Glück: Als wir später zurückgehen, hat der Regen schon wieder nachgelassen, und über den Reben liegt der silbrige Glanz nasser Blätter – ein stiller, schöner Abschluss eines langen Reisetages.



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Mittwoch 23. September
Der Himmel ist grau, und drohende Regenwolken nahen. Beim Frühstück ist es Gott sei Dank noch trocken, sodass wir auf der Terrasse beratschlagen können, wie wir den Tag angehen wollen. Es ist nicht einfach, hier im Norden des Landes einen Ort zu finden, an dem es nicht regnet. Unsere Favoriten – Kaltern, Bozen und Meran – fallen aus, dort ist das schlechte Wetter bereits angekommen. Wenn man den Vorhersagen Glauben schenken darf, so ist im Norden des Gardasees zumindest bis zum frühen Nachmittag noch mit Sonne zu rechnen. Für die 70 Kilometer bis Riva del Garda brauchen wir knapp eine Stunde.
Das Wetter hält, und so verbringen wir eine angenehme Zeit, wandeln mit zigtausend anderen Touristen durch die malerischen Gassen voller Souvenirshops und Ledergeschäften, gönnen uns einen Kaffee an der Uferpromenade – wobei wir nicht sicher sind, ob wir die Rechnung für die fünf anderen Tische auch übernommen haben – und verlassen am frühen Nachmittag den Ort wieder in Richtung Autobahn. Wir staunen über die endlose Kolonne an Fahrzeugen mit deutschen Kennzeichen, die uns entgegenkommen … ob wohl überhaupt noch jemand in Deutschland ist?








Damit endet unsere außergewöhnliche Italienreise. In knapp drei Wochen sind wir bis in den Süden des Landes vorgedrungen, haben viel Neues gesehen und zugleich festgestellt, dass es noch unzählige Dinge zu entdecken gibt – Stoff für viele weitere Reisen in dieses unglaublich facettenreiche Land. Nun geht es durch Südtirol auf der A22 zum Brenner, wo wir Italien verlassen und in Innsbruck noch einige Zeit bei der Familie verbringen, bevor es nach Hause geht.
